Skandinavien–Thriller mit Abgründen
Hannah Gi | Posted 23/11/2011 | Krimi | Keine Kommentare »„Es wird still, abgesehen von der Musik, die noch immer aus dem Radio strömt, und sie wundert sich, wie es möglich ist, dass die Musik immer weitermacht, als ob nichts passiert wäre, obwohl ihre Mutter doch auf dem Küchenboden liegt wie ein Haufen schmutziger Wäsche, in einem See aus Blut, der mit jeder Sekunde größer wird … Dann sieht sie, wie ihre Mutter in die Diele gezogen wird, Zentimeter um Zentimeter…“
Die Autorinnen steigen nicht gerade zimperlich in ihre Geschichte ein, aber das Beklemmende an ihrem Thriller „das Trauma“ sind nicht blutige oder gewalttätige Szenen, sondern die Innensicht der zumeist verstörten, teilweise schwer traumatisierten Hauptfiguren und deren wachsendes Misstrauen in die eigene Wahrnehmung.
Zu Beginn erlebt ein kleines Mädchen mit, wie ihre Mutter brutal misshandelt wird und stirbt. Etwa zur selben Zeit übernimmt die Therapeutin Siri Bergmann die Leitung einer Selbsthilfegruppe für Frauen, die männlicher Gewalt ausgesetzt waren und nun versuchen, über die Geschehnisse hinweg zu kommen. Recht schnell stellt sich heraus, dass es zwischen der Geschichte einer der Frauen und dem Mord Zusammenhänge gibt, und die kleine Gruppe sich in erheblicher Gefahr befindet. Nur – sind hier tatsächlich nur lauter Opfer versammelt? Lauert das Böse außerhalb? Oder hat es sich längst in den Kreis der Frauen eingeschlichen?
Auch wenn sich einige Dialoge stark wie aus einem Handbuch für Sozialarbeiterinnen entnommen lesen, und routinierte Thrillerleser relativ früh auf die Lösung kommen können – „das Trauma“ ist spannend, doppelbödig und solide geschrieben. Fans skandinavischer Krimis dürften auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.