Ach ja, Paris. Stadt der Künstler, der Dichter und Denker. Herrschaftliche Gebäude säumen die Alleen und Prachtboulevards auf beiden Seiten. Und für die Romantiker dieser Welt steht es ja wohl völlig außer Frage, wo man sich am besten verlieben kann. Aber wissen Sie was? Auch das Morden ist hier etwas ganz Besonderes…

Das war auch schon zum Ende des 19. Jahrhunderts so. Nebelverhangen liegt der Friedhof “Père Lachaise” mit all seinen gewaltigen Mausoleen und Familiengräbern da. Ein idealer Ort für ein nahezu perfektes Verbrechen, das mit dem Verschwinden einer Friedhofsgängerin beginnt. Aber ist die Dame, die die Gedenkstätte ihres kürzlich tragisch verstorbenen Gatten besuchte, wirklich entführt worden? Oder hat sie aus Gram und Trauer die Stadt Hals über Kopf verlassen?

Es gibt viele Anzeichen, die auf ein Verbrechen schließen lassen. Und da die Polizei wenig bis nichts in dem Fall unternimmt, ermittelt der Pariser Buchhändler Victor Legris auf eigene Faust. Schließlich handelt es sich bei der Verschwundenen um seine ehemalige Geliebte. Und als irgendwann immer mehr Ungereimtheiten auftauchen, gerät der heimliche Detektiv schneller als er es sich wünscht selbst auf die Abschussliste windiger Ganoven.

Ja, es ist erneut ein recht kniffliger Fall, über die die Hauptfigur der beiden Schwestern Liliane Korb und Laurence Lefèvre, stolpert. Unter dem Pseudonym Claude Izner haben die beiden in ihrer Heimat bereits 10 Bücher veröffentlicht. Mit “Ruhe sanft, mein Herz” liegt der zweite Teil in deutscher Übersetzung vor.

Wie schon im Debütroman “Madame ist leider verschieden” lebt die Geschichte von der lebendigen Schilderung des Paris zu Zeiten des “Fin de siècle”. Die Kunstszene (van Gogh und Paul Gauguin sind noch verkannte Maler im Untergrund), die voranschreitende Modernisierung (Wasser-Klosetts, Fahrräder als populäres Fortbewegungsmittel) und natürlich die literarischen Werke jener Zeit sind große Bestandteile der Erzählung.

Kein Wunder, dass die beiden Autorinnen über so viel Fachwissen verfügen – die beiden Schwestern gehörten jahrelang selbst zu den Bouquinisten, die antike Bücher an dem Ufer der Seine verkauften. Und so ist auch der zweite Teil der Legris-Reihe mit all seinen skurrilen Charakteren nicht nur ein schöner klassischer Kriminalroman, sondern auch ein Fest für Bibliophile, mit vielen Verweisen zum Weiterlesen. Unbedingt reinschauen!
Text: Dominik Roth

Im Video gibt es mehr Infos über den ersten Band