In diesen Tagen erscheint mit “Sternenfeuer: Gefährliche Lügen” der Auftakt zu einer neuen Serie für junge Leser. Diese bietet – oh Wunder – Protagonisten ohne magische Kräfte: die Dystopie spielt an Bord eines Raumschiffes in einer durchaus greifbaren Zukunft und bietet neben einem ziemlich dramatischen Plot einige interessante Denkanstöße auch in Bezug auf das Thema Religion… Aber natürlich geht es auch um Liebe…

Dürre, Hitze und schwindende Ressourcen haben das Leben auf der Erde zum Albtraum geraten lassen. Flucht scheint die einzige Möglichkeit, die menschliche Zivilisation zu erhalten. Auf den Raumfähren “Empyrean” und “New Horizon” haben sich zwei Gruppen auserwählter Siedler auf eine lange und strapaziöse Reise durch das Weltall begeben. Ihr Ziel: Ein weit entfernter Stern, der bei erfolgreicher Besiedlung zur „neuen Erde“ werden soll.

Nach über vierzig Jahren Reisezeit, wächst an Bord der “Empyrean” eine Generation heran, die an ein Leben auf der Erde nicht einmal mehr eine ferne Erinnerung hat: keiner der „Sterngeborenen“ hat je einen Fuß außerhalb des riesigen Raumschiffs gesetzt. Die 15-jährige Waverly gehört zu den Ersten, die auf der langen Reise geboren wurden. Alle erwarten von ihr, dass sie bald ihren Freund Kieran heiratet, um selbst Kinder zu bekommen, und so das Fortbestehen ihrer Art zu sichern. Doch Waverly zögert: Ein Teil von ihr hofft, dass das Leben noch mehr für sie bereit hält, als Ehe und Kinder. Und obwohl Kieran, der designierte Kapitän, die beste Partie an Bord ist, fühlt sie sich auch vom schüchternen, intelligenten Seth angezogen.

Von einem Tag auf den anderen gerät das geordnete Leben aller Siedler aus den Fugen, als sie vom eigenen Schwester-Raumschiff heimtückisch überfallen werden. Wo vorher Regelmäßigkeit und Ordnung das Leben bestimmten, herrscht nun Chaos. Die Familien werden brutal auseinander gerissen, alle Mädchen entführt. Waverly muss nun alles daran setzen, zu entkommen und zu Kieran zurückzukehren, der Lichtjahre entfernt auf der Empyrean um sein Überleben kämpft.

Wie ein roter Faden zieht sich der Amerikanische Traum von Leben, Freiheit und Streben nach Glück durch das Werk, eng verknüpft mit dem Thema Religion. Hat Glaube einen positiven oder negativen Einfluss auf die Menschen? Dient er dem Erhalt von Hoffnung und Zuversicht, oder ist er nur ein weiterer Kontrollmechanismus der Obrigkeit? Wer bestimmt was richtig ist und falsch in Zeiten von Anarchie und Verrat? In ihrem Umgang mit den schockierenden Ereignissen kommen bei allen Raumfahrern neue Seiten zum Vorschein, zeigt sich, wer mutig, machtbesessen, führungsstark oder feige ist.

Angenehm: Die Charaktere sind vielschichtig: die Bösen nie einfach nur böse und auch die Guten undurchschaubar – so dass sich die jungen Leser bis zum Schluss nicht entscheiden können, auf wessen Seite sie eigentlich stehen (sollten).