Wie gut muss man sein, um böse zu werden?
Petra Bohm | Posted 08/02/2012 | Belletristik | 1 Ein Kommentar »In der druckfrischen Tatsachen-Fiktion “Wenn das Schlachten vorbei ist”, überschlagen sich die Ereignisse furios (nichts anderes ist man von T.C. Boyle (“Wassermusik”, “Dr. Sex”) gewohnt) und alles steuert unaufhaltbar auf eine Apokalypse zu…
Der Roman handelt von der Ausbeutung der Natur durch den Menschen und deren katastrophalen Folgen – ein Thema, das T.C. Boyle schon immer sehr wichtig war. Aber keine Angst, auch wenn manche Kritiker meinen, der Tonfall sei vielleicht ein wenig belehrend: Der Autor hat mit einer nüchternen Wissenschaftlerin und einem cholerischen, ziemlich abgedrehten Tierschützer zwei gegensätzliche, nicht unbedingt sympathische, aber vielschichtige und mitreißende Protagonisten geschaffen, die den Leser schnell in den Sog seines Plots ziehen. Schrecklich, bisweilen eklig, manchmal sogar witzig – aber in jedem Falle 464 lesenswerte Seiten!
Es beginnt mit einem Schiffbruch vor den Channel Islands an der wilden Südküste Kaliforniens, den nur eine Frau überlebt: Beverly, die den Haien entkommt, nur um auf einer rattenverseuchten Insel zu landen. Jahrzehnte später ist diese Insel samt Umgebung Schauplatz eines erbitterten Kampfes zwischen zwei Fraktionen von Umweltschützern: Da ist Alma, Beverlys Enkelin, die mit ihrem Freund Tim in offiziellem Auftrag das aus dem Gleichgewicht geratene Ökosystem wiederherstellen soll – mit Hilfe von sehr viel Steuergeldern. Die dienen zum Beispiel dazu, die Ratten zu vergiften, damit die nahezu ausgerotteten Vögel wieder eine Chance haben, oder Wildschweine abzuschießen, die ihrerseits Beute einer nicht einheimischen Sorte von Adlern werden. Im gegnerischen Lager ist Dave LaJoy Almas Nemesis, ein fanatischer, zugleich romantischer Rabauke, der nach einem Erweckungserlebnis vor nichts zurückschreckt, um Tiere zu schützen, selbst wenn es nur Ratten sind. Daves Freundin Anise, eine Folksängerin, ist zusammen mit 4000 Schafen auf einer der Inseln aufgewachsen und hat ihre ganz eigenen Gründe, seinen rabiaten Feldzug zu unterstützen…
Tom Coraghessan Boyle wurde als Thomas John Boyle am 02.12.1948 in Peekskill, NY geboren. Den Namen Coraghessan gab Boyle sich selbst nach einem Vorfahren. Boyles Vater war von Beruf Busfahrer, seine Mutter Sekretärin, beide katholisch. Er unterrichtet Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles und erhielt zahlreiche Preise für sein bisheriges Werk – meist Geschichten über Außenseiter und Exzentriker.
Boyle ist einfach gut. und definitiv immer lesenswert. gerne geteilt:-)