Dieser ziemlich emotionale aber keinesfalls kitschige, ganz frisch erschienene Roman um eine (fast?) verpasste Liebe ist genau das richtige Buch für den Lesefrühling – haaach…

Alle Fans von Annette Hohbergs erstem Beststeller “Alles was bleibt” werden auch hier ihre kleinen Wortspielereien, ihre spezielle und sehr fesselnde Erzählweise lieben und bestimmt wird die Autorin damit auch viele neue Leser(innen) in ihren Bann ziehen.

Obwohl das Buch aus der Perspektive des allwissenden Erzählers in der vermeintlich neutralen 3. Person erzählt und beide Protagonisten gleichermaßen tief gezeichnet sind, übernimmt man (Frau!) doch schnell die Sehnsüchte und Hoffnungen von Klara.

OK, den Einstieg in die Story fand ich zunächst etwas banal. Anfang der Achtziger Jahre. Klara und Stephan, beide Anfang 20, lernen sich an einem Strand in Italien kennen und von Anfang an steht zwischen den Zeilen, dass es mehr als nur ein Flirt ist, dass es DAS sein könnte – die große Liebe. Da wäre es doch nicht unbedingt nötig gewesen, dass gleich beide Literaturwissenschaften studieren, und als sie sich trennen (müssen), weil Klara weiter nach Frankreich reisen (muss), tatsächlich nicht nur vergessen die Heimattelefonnummern (jaja, kein Handy) auszutauschen, sondern es in einer Woche intensiver Gespräche nicht schaffen, sich die Nachnamen zu nennen? So verplant war man doch auch damals nicht?

Egal, denn aus dieser (im Buch auch nur wenig Platz einnehmenden) etwas konstruierten Grundsituation entspinnt sich wirklich ein ganz zauberhafter Liebesroman über das Verlieren und Sichwiederfinden.

Jedenfalls verabreden die beiden, sich in Frankreich wieder zu treffen, wenn Stephans Ferienjob in Italien beendet ist. Doch die brave Studentin Klara, die für Stephan sogar ihr Leben umkrempeln wollte, wartet vergeblich am Bahnhof auf ihren Freund. Alles was ihr bleibt, ist ein kleines Souvenirpüppchen, zu dem Stephan die Partnerin besitzt.

Zwanzig Jahre später treffen wir die beiden wieder. Klara ist inzwischen mehr oder weniger glücklich verheiratet, betreibt einen Buchladen und hat eine erwachsene Tochter. Stephan ist Literaturprofessor geworden und scheut feste Bindungen. Durch einen höchst pikanten Zufall begegnen sie sich wieder und entdecken, dass sie noch immer starke Gefühle verbinden. Die beiden beginnen eine Affäre. Doch kann man 20 Jahre Entwicklung beiseite wischen, wichtige Menschen in seinem Leben verletzen, für die alte neue Liebe? Es kommt der Tag, da müssen sie eine Entscheidung treffen…

Ein herrlicher Schmöker für die ersten Sonnenstrahlen – 350 Seiten beste Unterhaltung!