Nie da gewesen…

Petra Bohm | Posted 14/03/2012 | Belletristik | Keine Kommentare »

Das kennen wir doch von Karl May? Der war nachweislich auch nie an den Schauplätzen seiner Romane. Doch Reisereporter W., dem Held aus Rayk Wielands gerade erschienenem neuen Roman “Kein Feuer, das nicht brennt”, wird genau dies zum Verhängnis: Seine Reportagen, die in der renommierten International Geographic Revue erschienen sind, waren allesamt erfunden und durch einen dummen Zufall fliegt alles auf…

W., der Held aus Rayk Wielands hoch gelobtem Debüt »Ich schlage vor, dass wir uns küssen«, ist inzwischen etwa vierzig Jahre alt und Reisereporter. Er, der im Osten Berlins lebt, hat auch nach 1989 kein einziges Mal die Grenzen der ehemaligen DDR überschritten. Und das keineswegs versehentlich.

Als jedoch ein Text über Nordkorea von der diplomatischen Vertretung des Landes beanstandet wird, fliegt W. auf. Der Skandal lässt W.s Leben in Turbulenzen geraten. Fast schlimmer als die Angst vor der Zukunft ist für den ziemlich phobischen und gelinde gesagt schrägen Hauptdarsteller W., dass er auf der Taxifahrt zur Redaktion (in der er “ein stummes Plädoyer in eigener Sache” unter anderem das “unhintergehbare Menschrecht auf Zuhausebleiben”  entwickelt) in einen Unfall und in Folge dessen in das im ehemaligen West-Berlin gelegene Urban-Krankenhaus gerät.  Auf seiner Flucht kommt er vorbei an der nordkoreanischen Botschaft, oder dem, was er dafür hält und beantragt Asyl. Leider hat er nicht die geringste Ahnung, wie es weitergehen soll. Widerwillig tritt er die erste Reise seines Lebens an. Sie führt ihn an die Große Chinesische Mauer und zu Feuern, die nicht brennen…

Die rund 150 Seiten dieses Romans in wunderbarer, teils sehr spezieller Sprache lesen sich kurzweilig, sind richtig witzig, aber niemals albern. Und am Ende geht es auch um die ziemlich ernst gemeinte Frage: Warum reisen wir eigentlich? Und was suchen wir überhaupt in der Fremde? Außerdem folgt man mit Vergnügen W.’s kruder Philosophie und seiner etwas “verschobenen” Weltsicht. Dazu schöne Wortspielereien, von denen die “Wetterhinterhersage” eindeutig mein Liebling ist. Und Sätze wie dieser: “Von unten schoben sich ziegelrote Dachreihen ins Bild, an denen Häsuerkästen mit fünf, sechs Stockwerken hingen, die ihrerseits kleine Straßen emporhievten.” So macht lesen Spaß!

Rayk Wieland, geb. 1965, studierte Philosophie und ist gelernter Reisereporter. Zuletzt erschien von ihm »Ich schlage vor, dass wir uns küssen«. Er lebt in Hamburg.

Im Verlagsspecial gibt zwei Kapitel aus dem Buch und eine einführende Erklärung des Inhalts durch den Autor zum Gratis-Download.

Im Video von artour im MDR erfährt man mehr.

Auf der facebook-Seite des Autors kann man das Buch gewinnen, wenn man eine Nichtreise-Geschichte erfindet.

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Titel:
Kein Feuer, das nicht brennt: Roman

ISBN-13:
9783888977480

Autor:
Rayk Wieland

Verlag:
Kunstmann

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