Der Film hat unerwartet sämtliche Kinorekorde gebrochen – nun ist das Buch, das die Grundlage für den Film bildet, auch auf Deutsch erschienen. Doch Philippe Pozzo di Borgos bewegende Biografie, die in Frankreich schon 2001 unter dem Titel “der zweite Atem” erschien, ist alles andere als ein lustiger Schmöker. Doch gerade dies macht es zu einer wunderbaren Ergänzung zum Film…

Das erste Drittel des Buches, das auch um einige aktuelle Kapitel am Ende ergänzt wurde, spielt “vor dem Film”. Es handelt von Philippes Leben in Reichtum vor dem Unfall. Doch auch zu dieser Zeit war es keinesfalls sorgenfrei: seine große Liebe und Ehefrau Béatrice kämpfte mit einer schweren Krebserkrankung, hatte mehrere schlimme Fehlgeburten. Nach Borgos Gleitschirmunfall pflegte sie ihn noch selbstaufopfernd bis zu ihrem eigenen Tod und so plagen di Borgo bis heute Schuldgefühle über seinen damaligen Leichtsinn.

Viele Kapitel erzählen bewegend in lakonischer und teilweise auch poetischer Sprache von seinen Depressionen während der jahrelangen Klinikaufenthalte, von den unerträglichen Phantomschmerzen, Krämpfen und auch geistig umnebelten Zeiten. So gibt es auch immer wieder, besonders gegen Ende, kurze, schwer verständliche Passagen in den Texten, die Phillipe anfangs Béatrice und später einem Tonband diktiert hat. Trotz allem ist die Biografie kein trauriges Buch, sondern von einem feinen Humor geprägt, der in Kombination mit dem unfassbaren (Über)lebenswillen den Autor zum langlebigsten Tetraplegiker Frankreichs gemacht hat.

Und auch “Schutzteufel” Abdel ist in Wirklichkeit viel “schlimmer”, seine Wutausbrüche und auch sein Fahrstil gefährlicher, als im Film dargestellt. Doch die Essenz bleibt: er war es, der di Borgo seine Lebensfreude zurückgegeben hat.

Es handelt sich also nicht einfach um ein “Buch zum Film” – und genau das macht es so lesenswert!

Lena Bopp hat di Borgo in Paris getroffen. Ihre Eindrücke kann man in der FAZ nachlesen.