Kann man nicht diagonal lesen! Nun wollte ich euch heute von diesem neuen Roman von Stefan Merrill Block (Wie ich mich einmal in alles verliebte) berichten – aber der Osterhase hat mich mit verschiedenen perfiden Methoden (Eier suchen, Eier finden, Lamm braten, Familie(n) treffen) vom Lesen abgehalten… dabei fängt er so gut an…

Passt ja eigentlich, dass die Familie einen von diesem Buch abhält. Um Familie geht es nämlich dort auch, genauer um Frederick, den Großvater des Autors und dessen Frau Katherine. Deren Schicksal hat er zum Anlass genommen, diesen Roman (wobei er im Nachwort ausdrücklich betont, dass es sich “nur” um eine Fiktion mit biografischem Hintergrund handelt) zu Papier zu bringen.

Wie auch Blocks Debüt ist er wohl aus einer Furcht vor Krankheiten, die er möglicherweise geerbt haben könnte, entstanden. Während es in Blocks erstem Bestseller um die Alzheimer-Erkrankung einer Mutter ging, steht diesmal die manische Depression des (verstorbenen) Großvaters im Mittelpunkt. Der wurde 1962 verhaftet, weil er ältere Damen auf offener Straße mit seinem nackten Hinterteil erschreckt hat. Um ihm einen Prozess zu ersparen und weil seine große Liebe und Ehefrau Katharine seine manischen Schübe einfach nicht mehr ertragen konnte, steckte man ihn ins Mayflower Home, eine exklusive Anstalt, wo die High Society sich im Falle eines Falles kurieren lässt. Fredericke glaubt eigentlich nicht, dass er krank sei – aber als er wieder gehen will, muss er feststellen, dass er darüber nicht mehr selbst entscheiden kann. Doch was ist eigentlich “psychisch krank”, was normal?

Die ersten 50 Seiten, des rund 350 Seiten umfassenden Romans haben mich sehr gefesselt und lassen mich dringend hoffen, dass die kommende Woche genügend Zeit für den “Rest” gibt. Schöne Sprache, einfühlsam aber nicht kitschig geschrieben, interessante Perspektivwechsel des allwissenden Erzählers, die einen abwechselnd Partei für den einen oder anderen Protagonisten ergreifen lassen.

Und – ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ausgerechnet dieses Buch im Verlauf schlechter werden sollte. Lesen!

Stefan Merrill Block, geboren 1982, aufgewachsen in Texas, lebt heute in Brooklyn. Er studierte an der Washington University in Saint Louis/Missouri. Schon sein erstes Buch »Wie ich mich einmal in alles verliebte«, war national und international ein Erfolg – die Übersetzungsrechte wurden in über 20 Sprachen verkauft. »Aufziehendes Gewitter« ist sein zweiter Roman.