Der Sommer der toten Puppen
admin | Posted 25/04/2012 | Krimi | Keine Kommentare »Sommer der toten Puppen? Zunächst gibt es einen toten jungen Mann, der aus dem Fenster gestürzt ist – Unfall? Selbstmord? Wenige Tage später wird eine gute Freundin des Jungen mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden. Sebstmord? Und von wem stammen die mysteriösen Emails mit dem Absender “immeriris”?
Eigentlich soll Inspektor Héctor Salgado lediglich bestätigen, dass der 19jährige Marc, Sohn einer angesehenen Familie in Barcelona, unglücklicherweise aus dem Fenster gestürzt ist. Aus den Ermittlungen im Fall einer Mädchenhändlerbande ist er nämlich abgezogen worden, nachdem er einen der Verdächtigen krankenhausreif geschlagen hat. Nach vierwöchigem Zwangsurlaub, den er in seiner Heimat Argentinien verbracht hat – sein Vater hatte ihn in jungen Jahren nach einem Streit nach Barcelona verbannt – soll er zunächst aus der Schusslinie genommen werden, zumal die Ermittlungen gegen ihn noch laufen. Aber natürlich ist alles nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht. Gemeinsam mit seiner jungen Kollegin Leire Castro stößt Salgado auf dunkle Seiten in Vergangenheit und Gegenwart der beteiligten Familien aus der Oberschicht, die in einer scheinbar heilen Welt leben und nach außen zusammenhalten wie Pech und Schwefel.
Der Autor Antonio Hill, geboren 1966 in Barcelona, studierter Psychologe, entwickelt ein komplexes Gewebe aus vielschichtigen Problematiken: gestörte Beziehungen zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Eifersucht, emotionale Erpressung, Drogen…
Die Ermittler stoßen immer weiter in die Vergangenheit vor, bis hin zum tragischen Selbstmord der damals 13jährigen Iris. Marc, unser erster Toter, hat damals den Sommer in einem Ferienlager bei seinem Onkel, Pater Felix, verbracht, da die Eltern keine Zeit für ihn hatten. Die Ferienkinder wechselten alle paar Wochen, aber die beiden Mädchen der Köchin, Iris und Inès, waren Dauergäste wie Marc. Marc mochte Iris gerne, aber dann fand er sie eines Morgens tot im Swimmingpool – umgeben von den zerstörten Puppen ihrer jüngeren Schwester. Jahrelang ist Marc aufgrund dieses Ereignis verschlossen, bis er Aleix kennenlernt, ebenfalls Sohn aus gutem Hause, überall beliebt und angesehen. Zusammen mit Gina bilden die drei nunmehr ein fröhliches Gespann, das allerdings auch nicht davor zurückschreckt, Lehrer und Mitschüler bösartig zu mobben.
Alles ändert sich, als Marc für ein paar Monate nach Dublin geht. Er scheint sich verliebt zu haben (was Gina gar nicht gefällt!), er schmiedet einen Plan, um “die Wahrheit ans Licht zu bringen”. Dann stürzt er aus dem Fenster…Hat Gina etwas mit seinem Tod zu tun? Man findet einen Abschiedsbrief, in dem sie schreibt, sie könne nicht länger mit der Schuld leben.
Langsam aber sicher bringen Inspektor Salgado und seine Mitarbeiterin Licht ins Dunkel. Antonio Hill hat die beiden Ermittler als interessante, sehr unterschiedliche Charaktere geschaffen. Er gibt den Lesern Einblick in deren Privatleben, das auch nicht gerade problemlos verläuft. Salgado gerät sogar unter Mordverdacht.
“Sommer der toten Puppen” ist der äußerst gelungene Debütroman Antonio Hills. Im Interview verspricht er, dass Inspektor Salgado weiter ermitteln wird -das rätselhafte Verschwinden von dessen Exfrau, mit dem das Buch endet, bietet dafür den gegebenen Anlass. Man kann sich also auf den zweiten Band freuen, der hoffentlich genauso spannend sein wird wie der erste. Antonio Hill – ein neuer Stern am spanischen Krimi-Himmel!
Text: C.G.