Sie und Er
Petra Bohm | Posted 26/05/2012 | Belletristik | Keine Kommentare »Wie ihr vielleicht schon erahnt, geht es in diesem Roman um eine Beziehung. Die allerdings erst noch eine werden will. Und viel komplizierter ist als der Titel – die beiden Protagonisten passen nämlich überhaupt nicht zusammen. Eigentlich. Und nein, dies ist keine romantische Undamendekriegensiesichdochkomödie, sondern eine sommerleichte und trotzdem ernsthafte Liebesgeschichte…
Die Amerikanerin Claire lebt in Italien und hat auf der Suche nach der großen Liebe bisher mehr Stress als Vergnügen gehabt. Deshalb hat sie beschlossen, mit dem zwar etwas langweiligen, aber netten Anwalt Stefano trotz einiger Macken glücklich zu sein. Die beiden werden in einen Autounfall mit dem Schriftsteller Daniel Deserti verwickelt. Der befindet sich zur Zeit in einer Krise und betäubt sich mit größeren Mengen Vodka, von dem er auch zum Unfallzeitpunkt einiges in sich hat. Claire und Stefano bringen – trotz Stefanos Protest – den blutenden, kotzenden und nicht gerade angenehmen Unfallverursacher in ein Krankenhaus. Und es funkt trotzdem irgendwie zwischen Opfer und Retterin.
Claire sieht Daniel ein zweites Mal, weil sie die Versicherungsfrage klären muss. Stefano bietet Claire alles, was sie sich früher erträumt hat. Eine solide, stabile Beziehung, er will sogar mit ihr zusammenziehen. Und dann bahnt sich mit dem versoffenen, abgeklärten Schriftsteller etwas an, an das beide eigentlich nicht (mehr) glauben wollten und es ist stärker als alles andere…
In dieser Liebesgeschichte wird heftig seziert und philosophiert und es wird einiges auf den Kopf gestellt – am Ende sogar die Liebe selbst – trotzdem klappt man als Leser nach über 600 Seiten positiv gestimmt die Buchdeckel zu! Feine Sommerlektüre!
Andrea De Carlo, geboren 1952 in Mailand, lebt in Mailand und Urbino. Nach seinem Literaturstudium lebte er längere Zeit in den USA und Australien. 1981 erster Roman, danach Arbeit als Regieassistent mit Fellini, drehte für die RAI den Dokumentarfilm ‘Le facce di Fellini’ und schrieb daneben für das Feuilleton des ‘Corriere della Sera’.