Sterben Sie bloß nicht im Sommer
Petra Bohm | Posted 28/09/2012 | Ratgeber, Sachbuch | Keine Kommentare »Dieses Buch sollte man unbedingt lesen, bevor es zu spät ist. Und Nein, dies ist nicht unbedingt der eigene Todes/Krankheitsfall, sondern vor allen Dingen die lebensbedrohliche Erkrankungen eines Angehörigen. Und ja, es ist Ratgeber, Erzählung, Tröstbuch und unterhaltsam ist es auch noch…
Der Unterhaltungsfaktor liegt allerdings nicht im Inhalt und auch nicht darin, dass Constanze Kleis über irgendjemand in wilde Hetztiraden verfällt oder Arzt-Anekdoten drischt, sondern vielmehr in einer ironisch distanzierten Sprache mit dezentem Wortwitz. Trotzdem ist ihr Buch keine leichte Lektüre, dafür ist nicht nur das Thema zu Ernst, sondern der Schreibstil am Ende auch zu anspruchsvoll, mit Verweisen zu Studien untermauert, zahlreichen Quellenverweisen und praktischen Tipps z.B. zum Thema Patientenverfügung.
Als ihre Mutter an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt, muss sich Constanze Kleis nicht nur mit der Aussicht auf einen endgültigen Abschied auseinandersetzen; sie erlebt im Backstagebereich unseres Gesundheitswesens obendrein, wie Würde, Fürsorge, Mitgefühl und Interesse systematisch kaputtgespart werden.
Wieso wird man für Ärzte praktisch unsichtbar, sobald man einen kranken Angehörigen hat?
Wie kommt das Stockholm-Syndrom auf die Intensivstation?
Und weshalb braucht man für die Beschaffung von Pflege, die den Namen verdient, ähnlich viel kriminelle Energie wie für den Kauf einer ordentlichen Portion Heroin?
Die Antworten auf diese Fragen bereiten teils Angst, aber die Autorin versteht es, dem Leser aus ihrem Erfahrungsschatz machbare Lösungen und Anregungen zu präsentieren. Dabei zieht sich die Geschichte ihrer Mutter wie ein roter Faden durch diesen Ratgeber, rührt an und erzeugt sogar eine gewisse Spannung.
Fazit: unbedingt lesen, vor allen Dingen, wenn man bereits einen schwer kranken Angehörigen hat. Und eine Patientenverfügung für den eigenen schlimmsten Fall erstellen. Am besten gleich