Vom neuen Trend, erschöpft zu sein

Karsten Kramm | Posted 19/09/2012 | Philosophie und Religion, Ratgeber, Sachbuch | 1 Ein Kommentar »

Der Untertitel lässt es vielleicht schon erahnen: Dieses Essay ist polemisch, provoziert, polarisiert. Hilmar Klute wagt die Behauptung: Burnout ist keine Krankheit, sondern nur ein negativer Egotrip…

Der Autor geht von der These aus, dass heutzutage alle, die etwas auf sich halten, irgendwann “ausgebrannt” sind, sich als Opfer der Leistungsgesellschaft fühlen und teilweise sogar “verliebt” sind in die eigene Lebenskrise. Sympathisch: Kluge verurteilt nicht einfach die “anderen”, sondern sieht sich auch selbst durchaus kritisch.

Ernsthafte psychische Erkrankungen wie Depressionen, die natürlich ernst zu nehmen sind, nimmt er ausdrücklich aus seiner Kritik heraus. Hier geht es um alle jene, die sogar ein bisschen Stolz sind, im Kampf um die Leistungshoheit gefallen zu sein. Jeder, der heute nicht weiter wisse und für einige Augenblicke am Sinn seines Daseins zweifle, habe “Burnout” und diese Etikettierung steht im Mittelpunkt von Klutes Streitschrift.

Das Geschäft mit den Erschöpften und Ausgebrannten boomt. Privatkliniken bieten Entspannungs- und Anti-Stress-Training, Reiseveranstalter locken mit handyfreien Touren durch die Wüste, Coaches bieten Anti-Burnout-Seminare an.

Klute, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, fordert, sich einfach mal wieder auf die Kraft des Verstandes und die Macht des Gefühls zu verlassen, sich auf die Angenehmen Seiten des Lebens zu besinnen, den Genuss und die Fähigkeit, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen.

Man muss nicht Klutes Meinung teilen, um Freude an diesem Buch zu haben, das sich in den einzelnen Kapiteln mit den verschiedensten Fragen zum Thema intelligent aber auch unterhaltsam auseinandersetzt. Am besten mal einen Blick in die Leseprobe werfen!

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Titel:
Wir Ausgebrannten: Vom neuen Trend, erschöpft zu sein

ISBN-13:
9783424350814

Autor:
Hilmar Klute

Verlag:
Diederichs

One Comment

  1. Irene says:

    Ich hab bisschen gestöbert. Auch das Buch ist nicht das erste seiner Art, es gibt also schon einen Kontra-Burnout-Bücher-Trend :-)

    Psychiatrisch ist Burnout keine vollständige Diagnose, man braucht also aus medizinischer Sicht noch was anderes (z.B. eine Depressions-Diagnose). Und wer das nicht will, muss wohl privat bezahlen – so gesehen gehört Burnout für sich allein fast schon ins Luxus-Segment, oder?

    Hinzu kommt noch, dass Menschen (auch gesetzlich Versicherte) vor einem Aufenthalt in einer Psycho-Klinik nicht immer ausreichend untersucht werden. Das wäre aber wichtig, denn Erschöpfung könnte auch von der Schilddrüse oder anderen körperlichen Problemen kommen.

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