100 Jahre unter Verschluss

Petra Bohm | Posted 06/10/2012 | Autoren, Biografien, Sachbuch | Keine Kommentare »

Mark Twain hatte verfügt, dass seine Autobiographie, sein letztes, größtes Werk, erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden darf. Sie wirft ein neues, ernsteres Licht auf den amerikanischen Schriftsteller. Jetzt ist auch die Deutsche Übersetzung erschienen…

Bereits in den zwanziger, vierziger und siebziger Jahren waren Teile der Biografie erschienen, doch dies waren zwar erweiterte aber immer noch “geschönte” Versionen, mit der Twain zu Lebzeiten auch seine Tochter und den Verleger schonen wollte. Er und die Herausgeber hatten chronologisch für Ordnung gesorgt, heikle Absätze über Politik oder Religion gestrichen und schließlich auch das Selbstporträt des Autors nach den Wünschen seiner Tochter Clara retuschiert.

Die wichtigsten Stationen seines Lebens hatte er für die “unfrisierten” Memoiren vier Jahre lang einem Stenographen diktiert: »Mir schien, ich könnte so frank und frei und schamlos wie ein Liebesbrief sein, wenn ich wüsste, dass das, was ich schreibe, niemand zu Gesicht bekommt, bis ich tot und nichtsahnend und gleichgültig bin.« Und setzte die Sperrfrist von 100 Jahren nach seinem Tod für die Veröffentlichung.

Die Auflagen sollten im Abstand von fünfundzwanzig Jahren erscheinen. Viele Dinge, die in der ersten ausgelassen werden müssen, werden für die zweite geeignet sein; viele Dinge, die in beiden ausgelassen werden müssen, werden für die dritte geeignet sein; in der vierten – oder zumindest der fünf- ten – kann die ganze Autobiographie ungekürzt erscheinen.

Leidenschaftlich und radikal lässt Twain in der “vollständigen und maßgeblichen Ausgabe” (Twain) vieles in neuem Licht erscheinen, oft klingt es, als kritisierte er die aktuellen Ereignisse, die uns heute mehr denn je bewegen.

Trotzdem fehlt auch nicht der lustige Tonfall und das Auge für skurrile Persönlichkeiten, die wir Leser seiner Romane lieben gelernt haben. Mit viel Gefühl erzählt Twain von Schicksalsschlägen, seiner Familie und Begegnungen mit den “Großen seiner Zeit”.

» Twain philosophiert über weltpolitische Fragen, Zeitungsmeldungen und sein Leben. Über ganz alltäglichen Situationen berichtet er mit viel Humor. « » Wer heute Mark Twains Autobiografie liest, ist überrascht wie lebendig und zeitgemäß sie ist. «
RBB Stilbruch

Mark Twain wurde am 30.11.1835 in Florida (Missouri) geboren. Sein eigentlicher Name ist Samuel Langhorne Clemens. Der Vater starb 1847 und Twain musste im Alter von zwölf Jahren die Schule abbrechen und begann eine Lehre als Schriftsetzer. Mit 17 Jahren ging er nach New York, dann nach Philadelphia, wo er die ersten Reiseskizzen schrieb. Von 1857 bis 1860 war er Lotse auf dem Mississippi, nahm am Sezessionskrieg auf der Seite der Konföderierten teil und war 1861 Silbersucher in Nevada. 1864 lebte er in San Francisco, 1866 als Reporter auf Hawaii und 1867 als Reisender in Europa und Palästina. Er gründete einen Verlag, musste aber 1894 Konkurs anmelden und ging auf Weltreise, um mit Vorträgen seine Schulden abzutragen. Mark Twain starb am 21.4.1910 in Redding (Connecticut).

Die deutsche Erstausgabe ist 2bändig in bibliophiler Ausstattung im Schmuckschuber erschienen.

Band 1 umfasst 736 Seiten “Meine geheime Autobiographie” mit 46 Abbildungen.
Band 2 enthält Zusätze und Hintergründe auf 397 Seiten mit21 Faksimiles.

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Titel:
Meine geheime Autobiographie

ISBN-13:
9783351035136

Autor:
Mark Twain

Verlag:
Aufbau Verlag

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