Wie die Mutter, so die Tochter? Von wegen!

admin | Posted 19/11/2012 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »

Nicht nur Vater-Sohn Verhältnisse, sondern auch Mutter-Tochter-Beziehungen können sich mitunter schwierig gestalten. Wie schwierig, das wusste auch Irène Némirovsky, die eine eben solche in den Mittelpunkt ihres Romans „Die süße Einsamkeit“ stellt.

Auf 269 Seiten nimmt Irène Némirovsky die Schwächen ihrer Heldinnen unter die Lupe. Ist die Rolle der Bösen in der Literatur traditionell der Stiefmutter vorbehalten, zeigt sich in „Die süße Einsamkeit“ die leibliche Erzeugerin als verwöhnte, egozentrische und lieblose Person, die ihrer Tochter Hélène das Leben schwer macht. Schauplatz des Romans sind St. Petersburg und Paris, wo die Protgonistin im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts die Umbrüche und Grenzverschiebungen einer unruhigen Zeit erlebt. Vor dem Panorama einer Gesellschaft im Umbruch, fächert Irène Némirovsky eine komplizierte familiäre Beziehung auf, ohne die gesellschaftlichen Wirrungen außer Acht zu lassen.

Der Roman, der 1935 erschienen ist, ist zudem stark autobiographisch gefärbt und verrät uns viel über das Leben der Autorin. Die jüdische Bankierstochter Irène Némirovsky, die sich in den 1920er Jahren einen Namen in Pariser Literaturkreisen machte und aus einer wohlhabenden Petersburger Familie stammte, war eine Staatenlose. Trotz eines langen Aufenthaltes in Frankreich blieb ihr die Einbürgerung verwehrt. Auch die Tatsache, dass sie, voller Vorahnung und in Folge des wachsenden Antisemitismus, 1939 zum Christentum konvertierte, half der Schriftstellerin nicht. 1942 wurde Irène Némirovsky nach Auschwitz deportiert. Ihr Werk, sechzig Jahre später wiederentdeckt, hat bis heute überlebt.

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Titel:
Die süße Einsamkeit: Roman

ISBN-13:
9783813503777

Autor:
Irène Némirovsky

Verlag:
Albrecht Knaus Verlag

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