Chuzpe und Humor Teil 2
Books | Posted 17/01/2013 | Belletristik, Orell Füssli | Keine Kommentare »Der Holocaust prägt die jüdische Literatur noch immer. Mehrere Neuerscheinungen zeigen, dass dies eine packende, ja vergnügliche Lektüre keineswegs ausschliesst…
Text: Markus Ganz
Jüdischer Humor
Diäten stehen in Benny Barbaschs neuem Buch sogar im Mittelpunkt. «Der Mann, dem ein Olivenbäumchen aus dem Ohr wuchs» beginnt als harmlose Geschichte. Eine Teenagerin erzählt vom alltäglichen Familienknatsch, der sich oft um den übergewichtigen Vater dreht und der meist mit absonderlichen Verweisen auf die jüdische Tragödie von Holocaust bis Ahmadinedschad garniert wird. In diesen köstlichen Schlagabtauschen werden auch alle möglichen Diäten erörtert, einige probiert der Vater sogar aus. Doch keine hilft – bis er eine Olivendiät beginnt. Dabei bleibt jedoch ein Olivenstein im Hals stecken, und es geschieht, was der Titel bereits verrät. Nun werden alle möglichen Fachleute um Rat gefragt, wie man das beharrlich wachsende Olivenbäumchen wieder loswerden könne – obwohl der Vater abnimmt. Am Ende schlägt das Bäumchen Wurzeln im besetzten Gebiet, worauf sogar Al Gore hinzueilt.
Benny Barbasch, der 1951 im israelischen Beersheba geboren wurde, entwickelt diese heiter-turbulente Geschichte zu einem Psychogramm Israels und dessen Fixierung auf äussere Feinde wie die Palästinenser. Die Friedensmetapher des Olivenbaums mag überdeutlich sein, verleiht dem Buch aber auch seinen komischen, zur Groteske neigenden Humor. Dieser erinnert – wie auch der süffige Schreibstil – stark an Ephraim Kishon, der in einer seiner Geschichten einen Vortrag halten soll zum Thema «Gibt es einen speziell jüdischen Humor – und wenn ja, warum nicht?».