Elsa ist ungeheuer (gut)…

Petra Bohm | Posted 26/02/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »

Nachdem mir ihr Erstling “Adams Erbe” so gut gefallen hat, habe ich mich sofort auf Astrid Rosenfelds neuen Roman “Elsa ungeheuer” gestürzt. Die knapp 300 Seiten “musste” ich in einem Rutsch lesen – sie sind nicht nur ungeheuer komisch und fesselnd, sondern auch herrlich böse…

Quantitativ zwar nicht, aber dennoch zentrale Figur des Romans ist das Mädchen Elsa, wichtig deren Einfluss auf das Leben der Brüder Karl und Lorenz Brauer. Die Jungen wachsen in einem spießigen Dorf in der Oberpfalz auf, das allerdings mit äußerst schrägen Bewohnern gespickt ist. Nach dem Selbstmord der Mutter stehen Karl und Lorenz unter Obhut des (aus Kummer zunehmend dem Alkohol verfallenden) Vater, der “vermutlich ältesten Frau der Welt” (einer katholischen Haushälterin, die zum Inventar ihrer kleinen Pension gehört) und dem “Murmeltier”, einem älteren Herrn, der nach einem Autounfall vor Jahren im Dorf hängen geblieben ist. Außerdem gehört zum Inventar des Hauses noch ein Esel, der in einem eigenen Zimmer statt im Stall wohnt.

Eines Tages taucht Elsa im Dorf auf, von ihrer Mutter ziemlich herzlos beim Vater entsorgt, weil diese mit ihrem zweiten Mann eine längere Weltreise unternehmen will. Obwohl Elsa kratzbürstig, oft auch gemein und alles andere als eine Schönheit ist, verliebt sich der jüngere Bruder Karl (8 Jahre und von Elsa wegen seiner Figur abfällig “Fetti” genannt) in das eigenartige, starke aber auch verletzliche Mädchen.

Die Schilderung der Kindheit der drei nimmt ungefähr die Hälfte des Romans ein und ist einfach großartig. Neben humorvollen Elementen geht es auch derb zu (Meine Lieblingsszenen: die Gutenachtgeschichten des Murmeltiers), es gibt aber auch traurige und höchst beklemmende Erlebnisse und diese haben ihre Konsequenzen im weiteren Leben aller Figuren. Die sind samt ihrer Macken so gekonnt und liebevoll gezeichnet, dass ich sie (inklusive Elsa ungeheuer) schon nach wenigen Seiten in mein Leserherz geschlossen habe.

Und deshalb ist man im zweiten Teil des Buches auch sofort dabei, will unbedingt wissen, wie es weiter geht im Leben von Karl und Lorenz. Während Karl zunächst brav Schule und Studium abgeschlossen hat, ist Lorenz zu einem bekannten Künstler avanciert. Doch den Aufstieg hat er nicht etwa seinem Talent zu verdanken, sondern dem perfiden Racheplan einer betrogenen Gattin und einer alten, verschrullten Kunstmäzenin. Weitere Rollen spielen das berühmte Gemälde “Andromeda” von Rembrandt, Sex, Koks und immer wieder Elsa, auch wenn sie inzwischen in den USA lebt. Mehr kann hier der Spannung wegen leider nicht verraten werden, nur so viel – das neu auftauchende Personal des zweiten Teils ist nicht minder schräg als die Dorfbewohner, die Schilderungen bleiben mit einem beißenden Humor gespickt, aber es wird NOCH böser!

Lesen! Unbedingt! Und: weitersagen!

Astrid Rosenfeld wurde 1977 in Köln geboren. Nach dem Abitur ging sie für zwei Jahre nach Kalifornien, wo sie erste Berufserfahrungen am Theater sammelte. Danach begann sie eine Schauspielausbildung in Berlin, die sie nach anderthalb Jahren abbrach. Seither hat sie in diversen Jobs in der Filmbranche gearbeitet, unter anderem als Casterin. Astrid Rosenfeld lebt in Berlin.

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Titel:
Elsa ungeheuer

ISBN-13:
9783257068504

Autor:
Astrid Rosenfeld

Verlag:
Diogenes

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