Meine 500 besten Freunde
Petra Bohm | Posted 04/04/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »Dieser ungewöhnlich schön aufgemachte dunkelblaue Leineneinband beinhaltet 13 kunstvoll konstruierte Kurzgeschichten, die meist ein überraschendes Ende haben, teils miteinander verwoben sind, aber auch einzeln funktionieren…
Nun sind es zwar keine 500 Freunde, die die rund 250 Seiten bevölkern, aber eine Menge Personal hat Johanna Adorján (“Eine exclusive Liebe”) schon versammelt. Und genau betrachtet, sind die Protagonisten in den meisten Fällen auch alles andere als Freunde, auch wenn sie sich bisweilen um diesen Anschein bemühen. Diese Vergeblichkeit führt dann häufig auch zu den teils bösen und meist überraschenden Pointen der Stories.
Mittelpunkt aller Geschichten ist der eitle Kulturbetrieb in Berlin, sie könnten aber auch in jeder anderen Szene-Stadt spielen und sind deshalb keinesfalls nur für Insider unterhaltsam zu lesen.
Adorján Sprache macht Spaß, schafft es in wenigen Sätzen, den Leser zu irritieren, eine Fährte zu legen, Charaktere zu zeichnen, um einen schon wenige Worte später in eine ganz andere Richtung stolpern zu lassen. So geht es übrigens den Protagonisten auch, die mal in der Ich-Form aus einer ferneren Zukunft auf das heutige Berlin zurückblicken, mal von einem neutralen Erzähler bei ihren Erlebnissen beobachtet werden. Im Mittelpunkt: ihre Träume oder Enttäuschungen, die ständige Suche nach Anerkennung oder dem nächsten Thrill.
Eine angetrunkene Jungschauspielerin. Eine schillernde Theaterdiva. Eine aggressive Yogalehrerin. Eine vergessene Filmlegende. Eine durchtriebene Feuilleton-Praktikantin. Zwei Freundinnen, die sich wahrscheinlich zum letzten Mal treffen. Ein eitler Journalist, der fest damit rechnet, die Goldene Edelfeder verliehen zu bekommen. Ein verunsicherter Bestsellerautor, der seinen Lektor von den Qualitäten seines miserablen zweiten Romans zu überzeugen versucht.
“13 Geschichten, launig bis bissig, aus dem oft eitlen Berliner Kulturbetrieb. Ein Vergnügen!” (ELLE )