Der Untertitel lässt eine tagebuchartige Schilderung vermuten, wie SZ-Autor Jürgen Schmieder versucht, ein Jahr nach den Regeln unseres Staates zu leben. Eine chronologische Schilderung eines gescheiterten Experiments bietet dieses Buch nicht, dafür aber thematisch gebündelte Anekdoten über Schmieders Selbstversuche, dazu amüsante Schilderungen aus seinem Bekanntenkreis (natürlich anonym), aber auch nachdenklich stimmende Reportagen über “professionelle” Gesetzesbrecher wie Drogendealer, Schwarzarbeiter oder Profizocker.

Ganz nebenher erfährt man Wissenswertes und Überraschendes über unsere Rechtssprechung, z.B was man beim Auszug aus der Wohnung tatsächlich machen muss, wie man sich z.B. gegen Knebelveträge von Fitnesstudios oder Abmahner wehren kann, aber auch, dass Lichthupe und Hupen vor dem Überholvorgang außerhalb geschlossener Ortschaften keinesfalls verboten sind. Die Reaktion seiner Mitbürger darauf hat Schmieder dann auch gleich bei einem Ausflug mit einer Proleten-Karre getestet – das Ergebnis kann man sich vorstellen. Ebenso, dass er – wie wohl 80% von uns – bei einer Test-Führerscheinprüfung mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist. Außerdem geht es natürlich ausführlich um gesellschaftlich akzeptierte “Kavaliersdelikte” wie Steuerhinterziehung oder illegale Downloads, aber auch um nervige Reglemtierungen, wie z.B. die Schilderflut im öffentlichen Raum und überflüssige Gesetze.

Schmieder hat mit Hilfe von Polizisten, Rechtsexperten und Statistikern versucht, den jeweiligen wirtschaftlichen Schaden zu errechnen, den wir mit unseren täglichen Gesetzesübertretungen anrichten, beschreibt aber auch reichlich schräge Experimente, wie z.B., dass er tatsächlich seine eigene Ehefrau wegen sonntäglicher Ruhestörung angezeigt hat.

Alles in allem eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, die man auch kapitelweise nach Interesse bunt durcheinander lesen kann. Für Interessierte, notorische Besserwisser und für Fans von Schmieders SZ-Kolumne “Mein Bauch gehört mir” oder seines Bestsellers “Du sollst nicht Lügen” sowieso.