Giampaolo Simi, bisher für seine italienischen Camorra-Krimis bekannt, hat einen spannenden und gut konstruierten Familienroman über das Grauen hinter einer bürgerlichen Fassade geschrieben…

Protagonist Furio Guerri ist irgendwie ein unangenehmer Typ, scheint trotz Traumfrau und beruflichem Erfolg von Beginn an unberechenbar, sogar latent gefährlich. Fleißiger Handelsvertreter, schöne Frau, süße Tochter. Doch dann geht die Firma pleite, aus dem (vermeintlich) treu sorgenden Familienvater entwickelt sich ein aggressiver Despot. Obwohl er selbst fremd geht, rastet er aus Eifersucht eines Tages komplett aus und begeht einen Doppelmord. Nach 10 Jahren, die er im Gefängnis verbringt, versucht er verbotener Weise Kontakt zu seiner inzwischen 16jährigen Tochter aufzunehmen – dem Einzigen, das ihm im Leben etwas zu bedeuten scheint. Über das Internet findet er Caterina. Nimmt unter falschem Namen Kontakt mit ihr auf, verfolgt deren Leben in einer Pflegefamilie…

Furios Leben vor und nach der Tat werden parallel beschrieben, aus der Perspektive des liebenden Vaters, dem die Situation nach und nach entgleitet und der eines kalten Mörders. Die Kunst Simis: Den Leser ständig mit einem unguten, undefinierbaren Bauchgefühl an der Entwicklung Guerris teilhaben zu lassen und somit eine ständige Spannung aufrecht zu erhalten. Ein zunächst gewöhnungsbedürftiges dann aber überzeugendes Stilmittel: Die Ergeignisse in der Vergangenheit werden in der zweiten Person, der direkten Ansprache an den Leser, erzählt.

300 vielschichtige und lesenswerte Seiten!

Giampaolo Simi, 1965 in Viareggio geboren, ist Schriftsteller, Journalist und Drehbuchautor. Er gehört zu den wichtigsten Spannungsautoren Italiens und wurde in die renommierte italienische Anthologie Crimini italiani aufgenommen.