Ich fühle, was du fühlst
Petra Bohm | Posted 27/06/2013 | Sachbuch | Keine Kommentare »Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sich (mehr oder weniger gut) in andere hineinzuversetzen. Der Hirnforscher Christian Keysers erklärt in seinem Buch, wie unsere Spiegelneuronen funktionieren und wie wir Emotionen anderer besser verstehen können…
Keysers beginnt mit der Entdeckung spezieller Gehirnzellen, den sogenannten “Spiegelneuronen”. Obwohl die moderne Hirnforschung bereits im 19. Jahrhundert wichtige Erkenntnisse lieferte, hatten Wissenschaftler bis vor rund 20 Jahren keine Ahnung, wie unser Gehirn die Aufgabe bewältigt, die Vorgänge in anderen Menschen zu verstehen. Doch von dieser Fähigkeit Emotionen und Befindlichkeiten anderer zu verstehen und nachzufühlen, der “Empathie”, hängt nicht nur unser Wohlergehen, sondern auch unser Erfolg im Beziehungsleben und im Beruf ab. Wie machen wir das? Wie gelingt es uns, zu erfühlen, was häufig verheimlicht werden soll?
In weiteren Kapiteln des gut zu lesenden, im besten Sinne populär-wissenschaftlichen, Werkes geht es um unser Intuitionsvermögen, die Evolution der Sprache, Sinneswahrnehmungen, Autismus, Psychopathen, aber auch um “praktische” Anwendungen, denn auch Mitempfinden ist erlernbar. Am Ende steht die philosophische Frage nach der Moral: “Sind Spiegelneuronen nun gut oder schlecht?”
Für alle, die sich für die Thematik interessieren, bieten die 300 Seiten dieses Buches eine Möglichkeit, sich tiefergehend und seriös zu informieren und die eigene Empathie besser zu verstehen. Es gibt zwar keinen expliziten “Ratgeberteil”, aber jeder Leser kann durch dieses Verständnis sicherlich Nutzen für das eigene Handeln ziehen.
»Das empathische Gehirn« wurde 2012 mit dem Independent Publishers Book Award als bestes Wissenschaftsbuch ausgezeichnet.