Das wahre Leben
Petra Bohm | Posted 17/09/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »Ein modernes Märchen um zwei ganz unterschiedliche Frauen, die in der Mitte ihres Lebens noch einmal neu anfangen – feinfühlig und doch voller Witz und schräger Charaktere erzählt von der Zürcher Autorin Milena Moser…
Erika Keiner führt ein privilegiertes Leben am Zürichberg. Villa, reicher Mann, exklusive Dinnerpartys und eine halbwüchsige Tochter. Doch die hat sich eine dicke Schicht Kummerspeck angefressen und lässt ihre Mutter nicht mehr an sich heran. Erika hat als Mutter versagt und ebenso als Ehefrau – meint jedenfalls ihr Mann. Was Erika niemand zugetraut hätte, am wenigsten sie selbst: Nach einem Fest mit den angeblichen “Freunden” verlässt sie ihr luxuriöses Zuhause, beschliesst, ihr Leben umzukrempeln, das “wahre Leben” zu leben und zieht in eine heruntergekommene Vorstadtsiedlung nach Zürich Seebach.
Dort lernt Erika Nevada kennen. Die Yogalehrerin ist an MS erkrankt, unterrichtet jetzt eine Klasse mit schwer erziehbaren Mädchen. Ihre Krankheit zwingt sie dazu, ebenfalls zu hinterfragen, was sie bisher aus ihrem Leben gemacht hat. Die beiden Frauen kommen sich über Erikas übergewichtige Tochter Suleika näher. Endlich entwickelt Erika so etwas wie Selbstwertgefühl und kommt so auch ihrer Tochter wieder näher. Und auch Nevada merkt, dass ihre Krankheit nicht das Ende des Lebens bedeutet. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den viel jüngeren Dante, der an einem Hirntumor erkrankt ist. Aber auch für ihn gibt es Hoffnung – das allerdings stürzt Nevada in eine Krise, denn kann ein gesunder Pedro eine ältere, zudem kranke Frau lieben?
Alle haben finden ihren Platz in der Siedlung Seebach, können Fehler akzeptieren und aus ihnen lernen, schauen hin und versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Wie schön, wenn auch das “wahre Leben” immer so märchenhaft wie in diesem warmherzigen, aber dennoch niemals kitschigen Roman wäre.