Nichts für Anfänger

admin | Posted 08/09/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »

Dieses Romandebüt aus Grossbritannien erzählt von der schwierigen und berührenden Kindheit eines irischen Jungen, der viel zu schnell erwachsen werden muss, sich aber nicht unterkriegen lässt…

Der dreizehnjährige Jim Finnegan lebt mit seinen Eltern und fünf älteren Schwestern in einer bürgerlichen Siedlung am Stadtrand von Dublin. Es sind die Achtzigerjahre, die in Irland gerade für Jugendliche noch eine ganz andere Zeit als bei uns waren, der Katholizismus hatte das tägliche Leben der meisten Familien (so auch der von Jim) noch im Griff, die junge Generation begann gerade erst, sich von althergebrachten Konventionen zu lösen.

Die Geschichte ist in lockerem, teils schnoddrigen aber auch sympathisch ironischem Tonfall aus der Ich-Perspektive des Jugendlichen Jim erzählt. Am besten, Ihr werft einen Blick in die Leseprobe, die einen prima Einblick in des Schreibstil des gesamten Romans gibt. Denn der ist nicht nur, wie im Klappentext angekündigt, tragisch, komisch und auch (ein bisschen) verrückt, sondern auch sehr berührend.

Gleich im Eingangsteil berichtet Jim von einem Ereignis, dass ihn in der Kindheit sehr bewegt hat: der Tod seines geliebten Katers. Diese Szene hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Der kleine Junge ist zunächst traurig und dann sehr wütend über Gott, der die junge Katze hat sterben lassen und schwört, dass er sich in Zukunft von Gott so etwas nicht mehr bieten lassen will, wünscht Gott sogar den Tod – ein Affront für die gottesfürchtige Mutter.

Zunächst läuft das Teenagerleben des Jungen recht normal, gespickt mit unterhaltsam erzählten Erlebnissen. Doch dann wird der im Ort verehrte Pfarrer auf den Jungen aufmerksam, lädt diesen ein Messdiener zu werden. Von da an ist Jim dessen pädophilen Neigungen wehrlos ausgeliefert, wird immer wieder missbraucht. Diese Beschreibungen sind so lebensnah und damit furchtbar geraten, dass man es als Leser selbst kaum erträgt.

Unfähig, jemandem von den Übergriffen zu erzählen, wird Jim immer schlechter in der Schule und gerät in einen Teufelskreis aus Lügen, Geheimnissen und häuslichen Auseinandersetzungen. Aber sein Leben und der Roman halten noch mehr böse Überraschungen für den Heranwachsenden parat – eben “Nichts für Anfänger”.

Ein schöner 500-Seiten Entwicklungsoman – gerne gelesen, gerne empfohlen!

Kevin Maher wurde 1970 in Dublin geboren und zog 1994 nach London, um dort als Journalist zu arbeiten. Er schrieb unter anderem für den Observer und den Guardian und war Filmredakteur bei The Face. Seit acht Jahren ist er Kolumnist bei der Times. Nichts für Anfänger ist sein erster Roman.

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