Schweizer Literatur in der Krise?
admin | Posted 07/05/2007 | Dossier/Akten | Keine Kommentare »
In der
Allgemeinen Frankfurter Zeitung schrieb
Pia Reinacher, dass die aktuelle Schweizer Literatur über
"kein vibrierendes Zentrum" verfüge und dass sie international nicht mehr mithalten könne. Damit lancierte sie eine grosse Diskussion, die anlässlich
BuchBasel im Messemagazin
SEITE 4 und auf der Bühne weitergeführt wird.
Ein Kommentar und eine Empfehlung zur Frage der Qualität der aktuellen Literaturszene Schweiz
Urs Heinz Aerni
Das ist – verzeihen Sie den unliterarischen Ausdruck – "mumpitz" (Schweizer Dialektwort für
falsch oder
quatsch). Namen wie Lewinsky, Schwitter, Florescu, Beeler, Zschokke, Capus, Reich, Faes, Hartmann, Bernet, Monnerat, Simon, Bortlik, Augstburger, Mannhart, Mettler, Sulzer, Aebli und viele mehr, die ich hier nicht auch noch aufzählen kann (man möge es mir verzeihen), bereichern das aktuelle literarische Schaffen in der Schweiz dergestalt, dass einem die Lese- und Diskussionslust nie und nimmer vergehen könnte.
"Platzen vor Glück"
Herauspicken möchte ich die aus Frauenfeld stammende Tania Kummer. Ihr erster Erzählband führt den Lesenden in filligrane Welten feinster und sensibler Wahrnehmungen unserers Daseins und unserer Umwelt. Ihre Wortkompositionen lassen eine faszinierende Lesequalität zu; als würde man über einen Textteppich dahingleiten um sich unversehens in Lebensperspektiven wieder zu finden, die zu befremden scheinen aber dann doch ein Wiedererkennen des eigenen Innenlebens bewirken. Die Protagonisten experimentieren mit dem Fortgehen, dem Wiederkommen und dem Bleiben, verschwinden kurzerhand in ein anderes Leben oder platzen einfach vor Glück. So heisst auch das Buch:
Platzen vor Glück (Zytglogge Verlag).
Schauen Sie sich in gut sortierten Buchhandlungen um, und Sie werden feststellen wie reichhaltig und umtriebig das hiesige Schaffen von schreibenden Zeitgenossen ist.
Und ein Nachwort an die erwähnte Kritikerin: Vielleicht liegt es daran, dass kleine Verlage und ihr Programm oft übersehen werden?