Im Namen der Toten

admin | Posted 13/04/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Ariana Franklins Heldin ist einer Ärztin aus dem Salerno des 12. Jahrhunderts nachempfunden.


Eine Pathologin im Mittelalter: Im historischen Roman "Die Totenleserin" jagt die Ärztin Adelia einen Kindermörder. Eine Geschichte so grausam wie die dunklen Jahrhunderte.

Cambridge, 1170: "Die Kehle, die den Schrei ausstieß, war zu klein und der Ort zu abgelegen und einsam, um ein menschliches Ohr zu erreichen." Der achtjährige Peter aus Trumpington wird tot im Cam gefunden, einem Fluss nahe des Judenviertels. Er ist das erste Opfer in einer schockierenden Serie von Kindermorden.

Sofort fällt der Verdacht auf den Juden Chaim, dessen Haus direkt am Fluss liegt. Er soll das Kind gekreuzigt haben. Ein Beweis dafür findet sich aber nicht. Der König von Sizilien gibt den besten Ärzten der berühmten Hochschule Salerno den geheimen Auftrag, die Fälle zu klären. Unter ihnen ist auch die junge Ärztin Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar.

Um als Frau im mittelalterlichen Cambridge ermitteln zu können, darf sie nur als Begleiterin auftreten. Sie soll Chaim vom Mordverdacht befreien. Doch der religiös motivierte Hass der christlichen Bevölkerung, die alle Juden für die Ermordung Jesu Christi verantwortlich macht, ist allgegenwärtig und hält die Verdächtigungen aufrecht.

“Zu Ostern foltern die Juden mindestens ein Christenkind zu Tode, indem sie es in ein Fass stecken, dass innen mit Nägeln gespickt ist. Das haben sie schon immer getan und werden es auch weiter tun”, hetzen Kleriker.


Energisch und Verwirrt

Adelia soll die Kinderleichen obduzieren. Sie ist eine “Ärztin der Toten”, die beste auf ihrem Gebiet. “Sie hatte schon früher die Folgen eines Mordes gesehen, aber nur selten so grauenhafte wie in diesem Fall. Irgendwo in diesem Land lebte und atmete ein Kinderschlächter.” Peter, Mary, Harold und Ulric – all diese Kinder wurden entführt und auf grausamste Weise missbraucht, verstümmelt und getötet. Den männlichen Leichen fehlen die Genitalien, allen Kindern wurden die Augenlider abgeschnitten.

“Adelia verspürte eine Entschlossenheit, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Die Welt musste von dem Mörder gereinigt werden.” Energisch verfolgt Adelia Spuren, ermittelt in der Umgebung der Opfer und trifft dabei auf dubiose Stadtväter. Auch der Steuereintreiber des Königs, Roland Picot, scheint bedenkliche Ziele zu verfolgen und verwirrt Adelia zudem auf andere Art. “Die Totenleserin” ist der zweite historische Roman der britischen Journalistin Diana Norman, die unter dem Pseudonym Ariana Franklin arbeitet.

Ein Folgeband mit dem Titel “The serpent in the garden” ist bereits in Arbeit. In “Die Totenleserin” erzählt Franklin die Geschichte einer sehr mutigen und sehr modernen Frau, die auf die Ärztin Trotula aus
Salerno zurückgeht. Selbstbewusst behauptet sie sich in der Männergesellschaft des mittelalterlichen Cambridge. Als Medizinerin und Mensch bricht sie Tabus, überschreitet Grenzen und schafft so Gerechtigkeit.

Ihre Faszination für vergangene Zeiten verfolgt Franklin schon lange. Neben der Erziehung ihrer beiden Töchter widmete sie sich leidenschaftlich dem Studium mittelalterlicher Geschichte. Mit großem Erfolg. “Die Totenleserin” ist eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion – grausam, aber auch spannend und unterhaltsam.


Ariana Franklin


Die Totenleserin


Droemer Knaur


480 Seiten

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