Ein Stern namens Flora
admin | Posted 29/06/2007 | Autoren | Keine Kommentare »Der Zeichner Paul Flora meidet den Rummel um seinen heutigen 85. Geburtstag. Im Diogenes Verlag sind eben zwei Bücher von und über den Künstler erschienen.
Von Ruhestand kann für Paul Flora keine Rede sein. Der Tiroler Künstler feiert heute seinen 85. Geburtstag. Eine Ehrung freut ihn besonders: Ein von Erich Meyer, Linz, 1996 entdeckter und jahrelang beobachteter Asteroid, dessen Bahn zwischen jener der Planeten Mars und Jupiter verläuft, hat den Namen "Paul Flora" erhalten, wie ein Brief des "Minor Planet Center, Cambridge, USA" belegt.
"Das Recht der Namensgebung gilt für immer" liest man da, und das freut den Lichtjahre entfernten Paten besonders. "Auch der Herr Bundespräsident Dr. Fischer hat mir einen sehr schönen Brief geschrieben," bemerkt Meister Flora in seinem Domizil oberhalb von Innsbruck auf der Hungerburg.
"Apropos Briefe: Ich hab mal vor vielen Jahren ein Buch mit politischen Zeichnungen herumgeschickt, um die Reaktionen zu beobachten und dabei sehr lustige Erfahrungen gemacht. Aus Amerika kamen großartige Antworten. Und aus Wien, vom Büro des Bundeskanzlers Raab, kam ein Schreiben mit der Anrede ,Sehr geehrte Frau Paul!’" Flora lacht heute noch darüber, "das ist halt Österreich!"
Hat sich das nicht gründlich geändert? Das Land Tirol hat doch zu seinem 80. Geburtstag einen Flora-Preis gestiftet, dessen Vergabe er selbst übernommen hat. "Ja, das ist auch unter österreichische Merkwürdigkeiten einzureihen. Plötzlich hat die zuständige Landesrätin erklärt, es sei kein Geld mehr dafür da. So ist die Sache einfach wieder eingeschlafen. Aber ich hab ja das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen", erzählt der Jubilar.
Paul Flora ist für Innsbruck eine Institution, auch so etwas wie das Gewissen der Stadt. Seine Meinung hat Gewicht. Mischt er immer noch mit, sagt er, was er denkt? "Ja, aber heute nützt es nichts mehr. Ich war ja zuweilen ein Verhinderer. Das Ärgste, was ich verhindert habe, war das Loch vor der Hofburg, wo eine große Garageneinfahrt geplant war. 1.200 Leute haben wir damals mobilisiert, die haben vor dem Rathaus mit Trillerpfeifen protestiert. Man kann ja nur etwas erreichen, wenn man die Menschen hinter sich hat. Heute sind viele zu gleichgültig, sehen nur den kommerziellen Aspekt, etwa im Kaufhausprojekt Maria-Theresienstraße."
Rechtzeitig zum Geburtstag erschienen zwei neue Flora-Bücher: "Wie’s halt so kommt", biografische Interviews, die Felizitas von Schönborn mit Flora gemacht hat, und der Bildband "Rückwärts in die Zukunft" mit Zeichnungen aus früheren Büchern von 1957-1981, die jetzt alle vergriffen sind. Das Buch lässt seine Leser die künstlerische Entwicklung Paul Floras in ihren verschiedenen Phasen nacherleben, von den früheren, düster-kubinesken Schraffierungen bis zu den witzig-filigranen Kompositionen seiner venezianischen Phantasien. Das ureigenste Feld des großen Zeichners aber zeigen die Flora-Ausstellungen, die jetzt anlässlich des 85. Geburtstages in Innsbruck, Hamburg, Zürich, Salzburg und im Vinschgauer Geburtsort Glurns zu sehen sind. Ist der Jubilar dort überall persönlich präsent? "Ja freilich, da muss ich doch dabei sein und schauen, ob die Bilder gerade hängen!" (APA)
Paul Flora – Wie’s halt so kommt
Erinnerungen aufgeschrieben von Felizitas von Schönborn
Diogenes Verlag, 320 Seiten
21,90 Eur[D] ca. / 22,60 Eur[A] ca. / 37,90 sFr ca.
Paul Flora
Rückwärts in die Zukunft
Diogenes Verlag, 208 Seiten
34,90 Eur[D] ca. / 35,90 Eur[A] ca. / 59,90 sFr ca.