Karl Valentin und der Film

admin | Posted 13/07/2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Als Kabarettist und Volkssänger ist Karl Valentin berühmt geworden.
Weniger bekannt ist, dass das Münchner Original (1882-1948) auch zu den
Filmpionieren zählte. Zum 125. Geburtstag Valentins zeigt das Deutsche
Filmmuseum in Frankfurt/Main bis 28. Oktober in einer großen
Ausstellung, dass der Komiker schon früh in seinen Stumm- und Tonfilmen mit
den verschiedensten Medien experimentierte.

Valentin, der schon 1912 in München ein Filmstudio einrichtete, inszenierte zur Erheiterung des Publikums "Wochenschauen" mit erfundenen Meldungen oder persiflierte mit Dias Werbesprüche mit Sprüchen wie "Kluge Hausfrauen verwenden zum Kochen nur Persil" oder typisch valentinesk "Schont eure Schuhe. Lauft auf den Händen".

Valentin erkannte aber noch vor der Kino-Werbung auch den kommerziellen Nutzen von Dias, indem er 1928 eine eigene Werbefirma gründete und Dias an Kinos verlieh. In "Das Heimkino" erzählt Valentin von einer Bildschallplatte als massenhaft verbreitetem Trägermedium – viele Jahrzehnte vor Erfindung des Videoclips und der CD-Rom. "Er war in vieler Hinsicht seiner Zeit voraus", sagt Kurator Klaus Gronenborn und nennt Valentin einen "modernen Medienmenschen".

An der Wende vom Stumm- zum Tonfilm kreierte Valentin zum Beispiel eine Live-Geräusch-Performance hinter der Leinwand eines Münchner Kinos und schuf seinen ersten Tonfilm "In der Schreinerwerkstätte". Zu sehen ist in der bis zum 28. Oktober geöffneten Ausstellung auch die 1929 entstandene multimediale Inszenierung "Fremdenrundfahrt". Darin parodiert Valentin zusammen mit seiner kongenialen Partnerin Liesl Karlstadt eine Sightseeing-Tour durch München. Über 30 Valentin-Filme sind noch erhalten, ein Dutzend Titel gilt als verschollen.

Die Ausstellung konnte auf den Valentin-Nachlass zurückgreifen, der an der Universität Köln verwahrt wird. Im Jahr 1953 kaufte ein Kölner Theaterwissenschafter für damals 7.000 Mark den Nachlass von der Familie – Valentins Heimatstadt München wollte nicht. Zwei Kölner Kuratoren haben für die Ausstellung den Nachlass gemeinsam mit den beiden Filmmuseen in Düsseldorf und Frankfurt aufbereitet.

Die Anfang des Jahres bereits in Düsseldorf gezeigte Schau ist nun in optisch veränderter Form in Frankfurt zu sehen. Darunter sind auch Valentins legendäres selbst gebautes Dreirad oder die von ihm gespielten Musikinstrumente. Die Schau würdigt auch die Rolle von Liesl Karlstadt, ohne die Karl Valentin als Komiker undenkbar gewesen wäre. Beide verstanden sich auch als gemeinsames Unternehmen. Valentin, der mit seinem genial-grotesken Humor in keine Schublade einzuordnen ist, war persönlich kein einfacher Mensch. Er war – wie er selbst einräumte – ein Hypochonder und litt an Depressionen. "Ich glaube, ich hätte nicht mit ihm verheiratet sein können", sagte seine Enkelin Anneliese Kühn in Frankfurt. (dpa)

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