Tod in Venedig

admin | Posted 13/09/2007 | Krimis | Keine Kommentare »

Arnaud Delalande



Ein historischer Kriminalroman um Dante, Venedig und eine mörderische Verschwörung

1756. Die Spuren des Abstiegs und Machtverfalls sind in Venedig unübersehbar. Die Serenissima ist eher Vergnügungsort als Machtzentrum – der Karneval dauert mittlerweile sechs Monate. Kein Vergleich mehr mit einstigen großen Tagen, in denen die Lagunenstadt das halbe Mittelmeer dominierte. Die Administration ist bürokratisch verwickelt und kompliziert, somit anti-charismatisch und anti-machiavellistisch, der allgemeine Ehrgeiz aufs Kommerzielle ausgerichtet, die Größe deutlich verblasst, die Moral anrüchig.

Da werden der Doge Francesco Loredan und der innerste Führungszirkel, der Rat der Zehn, aufgeschreckt durch einen grausigen Mord an einem Schauspieler. Dem bald ein weiterer an einem Priester folgt. Sowie weitere in Palazzi und
rive
der Stadt. Bei jedem Opfer findet sich ein Zettel mit Versen.

Aus den
piombi
, den Bleikammern, dem berüchtigten venezianischen Gefängnis, wird daraufhin Pietro Viravolta de Lansalt vor den Dogen gebracht und beauftragt, die Mordserie aufzuklären.

Bald stellt sich beim klugen Viravolta, der als berüchtigter Spieler, notorischer Herzensbrecher und falscher Astrolog neben einem Freund namens Giacomo Casanova einsaß, viele Fragen ein: Wie groß ist die Verschwörung, die sich über Venedig zusammenbraut? Wie übermächtig ist der Gegner namens
il Diavolo
, der Morde nach den verschiedenen Kreisen inszeniert, wie sie Dante Alighieri in seiner “Göttlichen Komödie” geschildert hat? Auf wen kann er sich noch verlassen, wer konspiriert nicht gegen ihn? Immer größere Verwicklungen tun sich abgründig rings um Viravolta auf.

Furios beschleunigt sich im Finale die Erzählung. Einen Showdown auf dem Wasser, eine Verfolgungsjagd mit Kutsche sowie eine überraschende Enthüllungsvolte hat der Franzose Arnaud Delalande am Schluss noch im Ärmel, um sie souverän auszuspielen.

Mit Pietro Viravolta hat der 34-jährige Arnaud Delalande eine sympathische Figur geschaffen, eine Mischung aus Fanfan dem Husaren und einem ironischen George Clooney. Der Autor aus Paris erweist sich als ernst zu nehmendes Fabuliertalent auf dem fast unüberschaubar gewordenen Feld historischer Kriminalromane.

Was er bezüglich Tempo, Dialogführung und Dramaturgie als Drehbuchautor gelernt hat, das zeigt er in seinem Roman (was auch erklärt, weshalb dieser Roman ein internationaler Bestseller ist und bisher in 17 Sprachen übersetzt worden ist). Auch wenn manches leicht holzschnittartig daherkommt, so ist doch bemerkenswert, wie atmosphärisch genau das Mantel-und-Degen-Venedig des Rokoko vor dem Leserauge ersteht.

Ein Schmöker für Regentage.


Das Buch:

Arnaud Delalande: Die Dante-Verschwörung. Edition Lübbe, 2007

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