Uiiiii! Scharf!
admin | Posted 10/10/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Eine kulturhistorische Reise um die Welt in mehr als 80 Gewürzen.
Gewürze sind so alt wie die Menschheit. Bereits die Menschen der frühesten Hochkulturen verwendeten Pflanzen und Pflanzenteilen für kultische, medizinische und kulinarische Zwecke.
Botanisch betrachtet sind Gewürze wunderliche Geschöpfe.
Warum erzeugen die Pflanzen überhaupt stark riechende und schmeckende ätherische Öle? Welchen Nutzen haben solche Eigenschaften für das Überleben?
Dank moderner Untersuchungsverfahren der Chemie ist heute weitgehend bekannt, welche einzelnen Bestandteile von ätherischen Ölen bestimmte Aromaeindrücke hervorrufen. So haben diese Inhaltsstoffe auch in anderen Bereichen wie der Parfümindustrie und der Medizin Einzug gehalten.
Jede Weltregion schmeckt anders – kulinarische Traditionen sind so charakteristisch wie literarische, künstlerische, architektonische oder musikalische Traditionen.
Die Würztraditionen sind dabei tief ins kulinarische Gedächtnis eingeschrieben und häufig unverwechselbar.
So assoziieren wir mit Kreuzkümmel, Bockshornklee und Koriander Indien, mit Knoblauch, Olivenöl und Petersilie Italien, mit Koriandergrün und Minze Vietnam, mit Zimt, Nelken und Piment den Orient, mit Sesam und Wasabi Japan.
Der indische Subkontinent gilt vielen als das Gewürzparadies schlechthin. Der Prunk des Reiches der Moguln manifestiert sich in der architektonischen Raffinesse des Taj Mahal ebenso wie in den komplexen Gewürzmischungen und Zubereitungstechniken, die indischen Spezialitäten den unverwechselbaren Charakter verleihen. Zusätzlich zum einheimischen Pfeffer, der jahrtausendelang das gefragteste Gewürz der Welt war, verwendet die indische Küche noch viele edle Aromen südostasiatischer Herkunft, die erst durch indische Vermittlung nach Europa kamen.
Im Fernen Osten haben sich neben der eigenständigen chinesischen Küche weitere kulinarische Traditionen etabliert, die arabisches, indisches und chinesisches Erbe lokalen Verfügbarkeiten angepasst haben: thailändische Currys, aromatische Schmorgerichte auf der Basis von Kokosmilch, die mit Pasten von frischen Gewürzen wie Ingwer und Galgant und frischen Blättern von Basilikum oder Koriander aromatisiert werden. Die extreme Schärfe vieler Thaispeisen beruht auf den Chilis, die erst seit Kolumbus’ Zeiten in Asien verfügbar sind.
Der Vordere Orient hat mit seinen Grillgerichten ein in Mitteleuropa noch fast unbekanntes Gewürz beschert: Sumach, ein saures, erfrischend schmeckendes dunkelviolettes Pulver, das über Fleisch und Reis gestreut wird. Aus Nordafrika bekannt sind Couscousgerichte, die mit Minze und ras-el-hanout zubereitet werden. Letzteres ist eine Mischung aus Muskat, Paradieskörnern, Zimt, Kardamom und diversen Pfeffersorten. Sogar Rosenblüten können darin enthalten sein.
Die italienische Küche – ah! Aber auch die spanische kulinarische Kultur wird seit einigen Jahren entdeckt. Tapas gehören mittlerweile zum lukullischen Repertoire.
.Mittel- und Südamerika können auf eine lange kulinarische Tradition zurückblicken. Nur ein kleiner Teil der mexikanischen Küche ist heute in Deutschland bekannt, anderes harrt noch der Entdeckung, etwa die phantastisch komplexen Mole-Saucen aus Oaxaca, die aus dreißig und mehr Zutaten bestehen können, oder in duftenden Pfefferblättern gedämpfter Fisch aus Veracruz oder mit Orangensaft und Chili marinierte Fleischspezialitäten aus Yucatan.
Hauptsache, alles ist gut gewürzt! Und so klug präsentiert wie in dieser Reise um die Welt mit mehr als 80 Gewürzen.
Das Buch:
Mamoun Fansa, Gernot Katzer und Jonas Fansa (Hg.): Chili, Teufelsdreck und Safran. Zur Kulturgeschichte der Gewürze. Verlag Die Werkstatt, 2007