Der Schöne ist das Biest

admin | Posted 12/01/2009 | Autoren | Keine Kommentare »

Marian Keyes © Holger Jacoby

Die Verpackung ist neckisch, der Inhalt ernst. Marian Keyes setzt sich
mit häuslicher Gewalt auseinander. Ein Tabuthema, von dem viele Frauen
betroffen sind.

Märchenprinzen leben öfter. 1980 ließ Svende Merian ihn sterben: in einem literarisch nicht gerade ausgefeilten Roman mit dem Titel “Der Tod des Märchenprinzen”.

Der Goldjunge wurde als liebloser Macho enttarnt, mit dem eine kritische Frau nichts mehr zu tun haben wollte. Jetzt ist er aber wieder da. Im wirklichen Leben wie in der Literatur.

Auf dem Cover des neuen Romans von Marian Keyes grüßt, quietschgrün mit Krönchen, der tot geglaubte Frosch und lässt an ein neckisches Frauenmärchen glauben.

Das Buch heißt “Der Märchenprinz” und beginnt auch ziemlich blöd. Der Liebste von Modeberaterin Lola heiratet, nur leider eine andere.

Lola leidet unsäglich und zerstört ihr Leben – ohne ihn ist alles nichts wert. Ewiggestrig sagen Cover und Romananfang das Gleiche: Lies mich nicht!

 

Tatsächlich aber lohnt es sich, dem Buchcover keine Beachtung zu schenken und die ersten 100 Seiten des Romans im Schnelldurchlauf zu lesen. Es kommen noch genügend andere, die wesentlich interessanter sind.

Mit einer Thematik, auf die man nach einem Blick auf den Frosch mit seinem Krönchen nicht unbedingt kommt. Neben vielen anderen Aspekten, die die irische Bestsellerautorin zu einer komplexen Geschichte verwebt, ist das Hauptthema häusliche Gewalt.

Lolas gut aussehender, charmanter Märchenprinz ist einer, der Frauen quält und misshandelt.

“Gewalt gegen Frauen findet mitten unter uns statt, dauernd. In Großbritannien und Irland ist jede fünfte Frau betroffen”, sagt Marian Keyes im Seite 4-Gespräch.

“Aber fast niemand spricht darüber.” Die betroffenen Frauen schweigen, weil sie Angst haben oder sich schämen. Die anderen meinen, dass es nicht ihr Problem sei. “Wir haben ein Bild in unserem Kopf, dass nur Frauen aus den unteren Schichten, arme, ungebildete Frauen, die mit Gewalt groß geworden sind, betroffen sind. Tatsächlich aber kann es jede treffen.”

Es geht nicht um Lappalien, sondern darum, dass Männer ihre Frauen krankenhausreif schlagen, Zigaretten auf ihrem Körper ausdrücken, sie vergewaltigen.

Systematisch ihr Selbstwertgefühl untergraben und dabei auf Ideen zurückgreifen, die immer noch herumgeistern: dass Frauen nichts oder auf jeden Fall weniger wert seien als Männer.

Gewalt in der Familie ist auch in Deutschland das größte Gewaltrisiko für Frauen. Jede vierte erfährt in ihrem Leben zumindest einmal von einem Lebenspartner körperliche, zum Teil auch sexuelle Übergriffe.

Schwer wiegende, wiederholte Gewalt in Beziehungen erleben etwa zehn Prozent.

Dem neuen Roman der irischen Bestsellerautorin liegen Gespräche mit 14 Frauen zugrunde, die von ihren Männern misshandelt und geschlagen wurden.
Es sind respektable Männer mit respektablen Berufen.

“Eine ist mit einem Arzt verheiratet, eine andere mit einem Polizeichef – er hat sie so heftig verprügelt, dass sie beinahe gestorben wäre”, berichtet Marian Keyes.

“Bei den Meisten hat die Gewalt am Hochzeitstag begonnen. Die Männer sagen dann:

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