Einhard-Preis 2009 an Margot Friedlander
admin | Posted 10/03/2009 | Autoren | Keine Kommentare »
Margot Friedlander erhält in diesem Jahr den mit 10.000 Euro dotierten
Einhard-Preis für ihre Lebenserinnerungen "Versuche, dein Leben zu
machen". Das Werk der 1921 in Berlin geborenen Jüdin, die während der
Nazizeit in der Hauptstadt im Untergrund lebte und nach dem Krieg in
die USA auswanderte, sei ein glänzend erzähltes, dramaturgisch gekonnt
aufgearbeitetes Stück Lebensgeschichte, teilte die Einhard-Stiftung mit.
Seit 1999 vergibt die Stiftung den Preis alle zwei Jahre für eine herausragende Biografie mit europäischem Bezug. Margot Friedlander wird den Preis am 14. März am Todestag Einhards, des Biografen Karls des Großen, in Seligenstadt entgegennehmen.
Seit 1999 vergibt die Stiftung den Preis alle zwei Jahre für eine herausragende Biografie mit europäischem Bezug.
Friedlander habe zugesagt, den Preis in Seligenstadt entgegenzunehmen.
"Versuche, dein Leben zu machen"
Januar 1943 – die noch in Berlin verbliebenen Juden sind täglich von der Deportation bedroht.
Die 21-jährige Margot, die in einem Rüstungswerk Zwangsarbeit leistet, beschließt gemeinsam mit der Mutter und dem jüngeren Bruder Ralph, aus der Stadt nach Osten zu fliehen, an einen vermeintlich sicheren Ort, wo Verwandte untergekommen sind.
Jahrelang hatte die Familie versucht, ins Ausland, unter anderem nach Amerika, auszuwandern – vergeblich.
Als Margot am vereinbarten Treffpunkt erscheint, steht ein Mann vor der versiegelten Wohnungstür.
Sie erfährt von der Nachbarin, dass ihr Bruder von der Gestapo abgeholt wurde – die Mutter sei zu Bekannten gegangen. Doch die Mutter ist nicht mehr dort, sie hinterlässt Margot folgende Botschaft: "Ich gehe mit Ralph, wohin auch immer das sein mag. Versuche, dein Leben zu machen."
Die junge Frau trifft den Entschluss unterzutauchen.
Es beginnt eine fünfzehnmonatige Odyssee durch Berlin, unter Lebensgefahr, in ständiger Angst, von der Gestapo gefasst zu werden.
Gemeinsam mit Malin Schwerdtfeger erzählt Margot Friedlander ihr bewegendes Schicksal.
Es ist die beeindruckende Geschichte einer jungen Frau, die über Nacht ihre Familie verliert – und ihr Leben in die eigenen Hände nimmt.
Margot Friedlander, geboren 1921 in Berlin, überlebte Verfolgung und Krieg im Untergrund in Berlin sowie im Konzentrationslager Theresienstadt.
Ihre Eltern und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. 1946 emigrierte sie in die USA. Sie lebt in New York.
Die Filmdokumentation über das Leben von Margot Friedlander mit dem Titel "Don’t call it Heimweh" eröffnete das 11. Jewish Film Festival Berlin und Potsdam 2005.
Malin Schwerdtfeger, geboren 1972 in Bremen, studierte Judaistik und Islamwissenschaft in Berlin.
Im Jahre 2000 gewann sie den Förderpreis des Bachmann-Wettbewerbs in Klagenfurt. Sowohl ihr Prosadebüt, der Erzählband "Leichte Mädchen", als auch ihre beiden Romane "Café Saratoga" und "Delphi" wurden von Kritik und Publikum gefeiert.
Die Autorin lebt in Berlin.