Die Nr. 1 aus den USA!

Petra Bohm | Posted 22/07/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »

Meisterhaftes Debüt: «Die Geschichte des Edgar Sawtelle»

Ein stummes Kind, ein treuer Hund, eine alte Farm – das war die Anfangsidee für den Debütroman von US-Autor David Wroblewski. Doch aus dem einfachen Plot wurde viel mehr: «Die Geschichte des Edgar Sawtelle» ist ein packender Abenteurer-Roman und zugleich ein einfühlsames Epos über Liebe und Hass, Schuld und Rache, Brudermord und Vaterverlust.
«Ich habe mich schlicht und einfach verliebt in “Die Geschichte des Edgar Sawtelle”», bekannte US-Bestsellerautor Stephen King. Und die «New York Times» nannte das Buch bei seinem Erscheinen in Amerika vor einem Jahr das «hinreißendste Debüt des Sommers». Seither steht es auf den Bestsellerlisten, mehr als eineinhalb Millionen Exemplare wurden inzwischen verkauft.

Edgar, die Hauptfigur, ist ein Junge, der von Geburt an stumm ist. Auf der Hundefarm seiner Eltern im einsamen Mittleren Westen der USA entwickelt das sensible Kind eine besondere Beziehung zu den Tieren – die Hündin Almondine wird seine beste Freundin, die auch Edgars selbsterfundene Zeichensprache versteht.
Doch die Idylle ist jäh zu Ende, als nach 20 Jahren der Bruder des Vaters auf die Farm zurückkehrt. Zwischen den beiden Männern kommt es zu massiven Spannungen. Und als Edgar, inzwischen 14, seinen Vater eines Tages tot in der Scheune findet, kommt für ihn nur der Onkel als Täter in Frage. Nach einer abenteuerlichen Flucht in die Wildnis entschließt er sich, den Onkel zur Rechenschaft zu ziehen.

Wroblewski, eigentlich Software-Entwickler, war fast 50, als er den Schlusspunkt unter seine Geschichte setzte. Mehr als zehn Jahre hat er daran gearbeitet und viele eigene Erfahrungen eingebracht. Auch seine Eltern hatten einst eine Hundezucht in Wisconsin, und er selbst bezeichnet sich als «Hunde-Junkie».
«Ich wusste, dass ich eine Geschichte über Hunde schreiben wollte, die so sind, wie ich sie kenne», sagte er in einem Interview. Und auch die Stummheit seines Helden beruht auf eigenem Erleben. Nach einer Zungenoperation Anfang der 90er Jahre konnte er einige Tag nicht sprechen. «Ich habe einfach geschwiegen, für eine Weile», erzählt er. «Ich wurde sehr aufmerksam.»

Doch auch wer mit Hunden nichts anfangen kann und auf die gelegentlichen Ausflüge des Autors ins Übernatürliche gern verzichten würde, wird sich dem eigentümlichen Bann der Geschichte kaum entziehen können. Auf fast 600 Seiten entwickelt Wroblewski sehr langsam und behutsam seine Familiensaga – angefangen beim Großvater, der einst mit der Zucht der besonders klugen Hunde der Sawtelle-Familie begann, über die spröde Liebesgeschichte der Eltern bis zu einem vielleicht allzu überraschenden Schluss.
Anleihen macht Wroblewski erklärtermaßen bei Shakespeares «Hamlet» und bei Rudyard Kiplings «Dschungelbuch». Doch was ihn selbst auszeichnet, ist seine lyrische Sprache, sein Einfühlvermögen und die Kunst, aus vielen Strängen eine dichte Geschichte zu weben. Wie schrieb doch die «New York Times»? «Nehmen Sie das Buch zur Hand und Sie werden es nur noch sehr schwer weglegen wollen.»
© Nada Weigelt/dpa

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