Ein toter Bäcker unterm Bett

Petra Bohm | Posted 23/11/2009 | Krimis | Keine Kommentare »

Steinfests aberwitziger Krimi…

Was macht eigentlich ein Pornodarsteller, wenn die Zeit seiner aktiven Tätigkeit vorbei ist und er sich Knall auf Fall entschließen muss, auszusteigen? Der vierzigjährige Lorenz Mohn, Protagonist in Heinrich Steinfests neuem skurrilen Krimi «Gewitter über Pluto», löst das Problem auf seine Weise. Obwohl noch im Besitz eines perfekten Körpers und besten Aussehens macht er Schluss mit seinen täglichen Liegestützen und eröffnet einen Strickwarenladen. Das klingt so originell wie radikal und ist der Start in eine spannende Geschichte, in der ein ungewöhnlicher Held schier Unglaubliches erleben muss.

Sein Schöpfer, der Österreicher Heinrich Steinfest, der bereits viermal unter die ersten drei Anwärter für den Deutschen Krimipreis gekommen ist, schickt Lorenz Mohn in aberwitzige Abenteuer, in denen die diabolische Claire Montbard, ein fantastisch aussehender Kriminalkommissar und ein Außerirdischer vom Planeten X weitere Hauptrollen bekleiden.

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als sich Lorenz Mohn für seinen Strickladen, den er «Plutos Liebe» tauft, stattliche 200 000 Euro leiht. Damit beginnt das Verhängnis, denn die Bedingung für die Rückzahlung ist ungewöhnlich und löst allerlei Dramatik aus. Claire Montbard, die Geldgeberin, stellt nur eine einzige Forderung für das zinslose Darlehen: Es muss auf den Tag genau in sieben Jahren zurückgezahlt oder es muss an eben diesem 14. Juli 2015 ein bestimmtes Leben gerettet werden. Bis zu diesem Zeitpunkt muss Mohn gefährlichste Abenteuer auf Leben und Tod bestehen.

Dabei ist die Leiche eines Bäckers unter Mohns Bett, in dessen Blut er auch noch voll hinein tappt, der Auslöser für Ermittlungen der Wiener Polizei gegen den früheren Pornostar. Der Bäcker hieß Nix und war ein nicht ganz unbedeutendes Mitglied der Paläontologischen Gesellschaft von Wien. Hinter seinem Wissen über den Ur-Vogel Archaeopteryx sind viele her.

Kreuz und quer lässt Steinfest in seinem Roman die Ermittlungen der Polizei laufen, und ebenso wirr verlaufen die Spuren, auf die er seine Leser setzt. Doch der vor Millionen Jahren ausgestorbene Ur- Vogel Archaeopteryx erweist sich als Klammer, bei der die Fäden der verzwickten Story immer wieder zusammen laufen. Wer sich einmal auf die fantastische Geschichte eingelassen hat, wird mit Freuden als Hobby-Kriminalist die Lösung suchen und sich dabei auch keineswegs davon irritieren lassen, dass hinter dem Vogel auch ein außerirdischer Agent her ist.

Mit wildem Witz und großem Schreibvergnügen lässt der Autor seinen Hauptdarsteller Lorenz Mohn, die Polizisten und die diabolische Claire Montbard agieren. Dabei beobachtet er genau und charakterisiert seine Personen bis ins kleinste Detail. Für zusätzlichen Lesespaß sorgen Steinfests vielfältige Anspielungen auf bekannte Filme, berühmte Schauspieler und Songs, die er raffiniert in seine Story einbaut.

Das ganze wilde Durcheinander auf der Suche nach dem Ur-Vogel und der letztendlichen Abrechnung des 200 000 Euro-Kredits erreicht seinen Höhepunkt in einem Wiener Promilokal, in dem Lorenz Mohn sein Versprechen, ein Menschenleben zu retten, einlösen muss. Kein geringeres Leben als das der Claire Montbard steht zur Disposition und muss vor einem Berufskiller geschützt werden. Steinfest zelebriert auch diesen Showdown großartig und fesselnd bis zur letzten Zeile.
© Susanna Gilbert-Sättele/dpa

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