Freundschaften kann man nicht erklären

Frauke Schlieckau | Posted 28/08/2010 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »

Dem aktuellen Roman „Cowboysommer“ des Schweizer Autors Hansjörg Schertenleib, der seit 1981 erfolgreich als freier Schriftsteller tätig ist, sind zahlreiche Werke und vor allem zahlreiche Preise vorangegangen. 1981 der Literaturpreis von Ascona, 1988 der Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, 2001 die Ehrengabe der Stadt Zürich, um nur einige Auszeichnungen zu nennen, die Schertenleib bisher mit nach Hause nehmen konnte.

Seine Werke, die sich mitunter auch an der Schweizer Heimat abarbeiten, begeisterten Leser und Kritiker vor allem aufgrund ihrer kühlen, sachlichen Sprache. Dass daher nun auch die Erwartungen, die an seinen aktuellen Roman gestellt werden hoch sind, ist nicht weiter verwunderlich. Mit „Cowboysommer“, ein Buch, dass den Leser bereits mit den ersten Sätzen in seinen Bann zieht, erzählt Hans Jörg Schertenleib die Geschichte einer Freundschaft, der Freundschaft von Boyroth und Hanspeter, die vom ersten Moment an dafür gedacht ist, ein Leben lang zu halten:

„Der Ball drehte sich, schien aber gleichzeitig für Sekunden festgefroren in der Luft zu stehen, bevor er wie ein Stein aus dem Himmel fiel. Der Junge nahm ihn volley und ohne ihn anzusehen, weil er mich nicht aus den Augen ließ. Ich weiß bis heute nicht, wie es mir gelang, den scharfen Ball zu stoppen. Er klebte auf jeden Fall an meinem rechten Fuß, als gehöre er dort hin. Ich ließ ihn einen Augenblick ruhen, bevor ich ihn flach zurückgab.
»Endlich einer, der Fußball spielen kann«, rief der Junge, nahm den Ball an, jonglierte kurz mit ihm und passte ihn zu mir zurück, während er strahlend auf mich zukam.
»Und die richtigen Schuhe hast du auch!«
Ich trug nicht nur Puma wie er, wir hatten das gleiche Modell. Mit 1 Meter 86 war ich der Größte der mehr als zwanzig Setzerlehrlinge in der Druckerei, keine dreihundert Meter vom Stadion entfernt, in der ich seit April zum Bleisetzer ausgebildet wurde: Der Junge war einen halben Kopf größer als ich. Seine blonden Haare waren dünn und glatt wie meine, reichten ihm jedoch bis in die Mitte des Rückens. Er war knochig, fast hager, aber gleichzeitig so muskulös, dass ich nicht gern gegen ihn gespielt hätte.
»Ich heiße Boyroth«, sagte der Junge.
»Hanspeter.«“

Wie intensiv diese Freundschaft werden wird, zeigt bereits der erste Satz des Romans: “Wäre ich ein Mädchen, ich würde mich auf der Stelle in dich verlieben” denkt Hanspeter hier und verliebt sich wenig später tatsächlich: in Boyroths Schwester. Einen wilden Sommer lang sind die beiden Jungen unzertrennlich, schweben über den Dingen. Bis ihre unbeschwerte Freundschaft sich einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt sieht, als unerwartet der Tod näher rückt ….

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Titel:
Cowboysommer: Roman

ISBN-13:
9783351033217

Autor:
Hansjörg Schertenleib

Verlag:
Aufbau Verlag

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