“Meine kleine Cityfarm”
Petra Bohm | Posted 23/11/2010 | Belletristik, Sachbuch | Keine Kommentare »Lassen Sie sich nicht von der Aufmachung täuschen: Novella Carpenters “kleine Cityfarm” kommt im Romanoutfit daher, ist aber ein Erfahrungsbericht – und zwar einer, der es in sich hat…
Dieses Buch einer urbanen Farmerin im Ghetto der kalifornischen Industriestadt Oakland ist nicht nur wunderbar inspirierend, sondern auch schreiend komisch. Carpenter selbst bezeichnet Oakland als schmuddelig, laut und ungepflegt. “…ich habe mir schon immer uncoole Orte zum Leben ausgesucht. Vermutlich liegt es daran, dass ich in Idaho geboren wurde, dem allenfalls Ohio seinen Ruf als schäbigster aller Bundesstaaten streitig macht…”
Die Autorin hat einen Traum: zurück zur Natur mit einem eigenen kleinen Bauernhof. Aber würde sie dafür aufs Land ziehen, weit weg von Kneipen, Konzerten und Freunden? Eindeutige Antwort Nein!
Die Auswahl der passenden Location fällt Novella und ihrem Lebensgefährten Bill (einem schmusigen Katzenliebhaber in Hells-Angels-Tarnung) schwer: San Francisco zu schick und hip, Portland zu perfekt, New Orleans zu heiss, Chicago zu kalt. Der Ort der Wahl, der schließlich Stadt- und Landluft vereint, befindet sich unweit der Autobahn, umgeben von Beton und Werbetafeln, verruchten Kaschemmen und exzentrischen Nachbarn, von Nutten bis zu Mönchen. Doch wie macht man aus einer zugemüllten Brachfläche eine blühende Oase mit glücklichen Hühnern und Schweinen? Und wie aus Schweinen Salami? Bewaffnet mit Büchern, guten Ratschlägen und einer tüchtigen Portion Tatendrang, aber ohne die leiseste Ahnung von Landwirtschaft, machen sie sich ans Werk – Das Buch schildert auf 375 Seiten einen höchst amüsanten Erfahrungsbericht über das Projekt, und schon auf den ersten Seiten musste ich heftigst kichern und belästigte die Umgebung mit dem Vorlesen unangeforderter Zitate:
…”Aufgrund unserer Unerfahrenheit und des Wohnungsmangels landeten Bill und ich in einem baufälligen Haus in den Hügeln von Oakland bei einem Haufen überzeugter veganer Anarchisten. Sie trugen braun-schwarze Kleider, hatten erdverbundene Namen wie “Faulig” und spielten gern in großen Gruppen gewalttätige Computerspiele im Gemeinschaftsraum. Und zwar nüchtern.”
Werfen Sie unbedingt einen Blick in die Leseprobe!
Novella Carpenter wuchs im ländlichen Idaho und im städtischen Washington State auf. Während sie studierte, hatte sie Jobs wie Kammerjäger-Assistentin und Filmvorführerin und arbeitete schließlich hauptberuflich als freie Journalistin. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Freund Bill auf ihrem eigenen Bauernhof mitten in der Stadt. Wer aktuelles über die Cityfarm wissen will, sollte auf Carpenters (englischsprachigem) BLOG vorbeischauen