Darf man sauer auf einen Selbstmörder sein?
Hannah Gi | Posted 03/01/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »…Stinksauer sogar? Die Protagonistin in „Happy now?“ ist es jedenfalls, als ihr Mann Jay sich am Valentinstag auf einer Party aus dem 23. Stock der Gastgeberwohnung stürzt. Den Erstlingsroman von Katherine Shonk habe ich an einem Stück gelesen – fesselnde Lektüre ab der ersten Seite…
Claire wird durch den Selbstmord ihres Mannes mit 37 Witwe. Sie bleibt mit einer verhaltensgestörten Katze und vielen unbeantworteten Fragen zurück. Zwischen Apathie und Trauer mischt sich immer wieder Wut: Er hat sie im Stich gelassen, sich nicht genug Mühe gegeben, sich ausgerechnet am Tag der Liebenden aus dem Staub gemacht. Wer jetzt annimmt, in einen trübsinnigen Selbstbespiegelungsroman zu geraten, liegt vollkommen falsch: „Happy now?“ ist ein tragisch–komisches Buch, dessen Autorin die verzweifelte Lage der zurückgelassenen Ehefrau mit hintergründigem Humor schildert und einem die Protagonistin ans Herz wachsen lässt.
Ihre erste Sitzung bei einem Therapeuten verläuft beispielsweise so:
„Sie finden den Selbstmord Ihres Mannes peinlich?“ Sie zuckte zusammen. „Können wir vielleicht ein anderes Wort nehmen?“ „So etwas wie beschämend?“ „Nein, um zu beschreiben, was passiert ist.“ „Ach, Sie meinen statt Selbstmord.“ Er wartete auf ein Nicken von ihr. „Wie wäre es mit Tod?“ Sie seufzte, er verstand nicht. „Ich dachte mehr an etwas wie… Vorfall, oder so ähnlich. Fürs Erste zumindest.“ „Vorfall?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Das scheint mir doch etwas untertrieben. Wie wäre es mit Katastrophe?“ Er wartete und ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. „Das kommt mir vor wie ein wie ein großes ´Fick dich` “ platzte Claire heraus. Er nickte. „Wie ein großes, rotes Valentinsherz, auf dem ´fick dich` steht?“ Sie atmete aus. Langsam verstand er sie.
Wie sich Claire wieder ins Leben zurückkämpft, Momente ihrer Ehe mit Jay Revue passieren lässt und versucht, sich mit seiner Entscheidung auszusöhnen, ist eine absolut lesenswerte Geschichte, deren Hauptfigur man gerne noch länger begleiten würde.