In Teufels Küche
Petra Bohm | Posted 08/02/2011 | Die Redaktion empfiehlt | Keine Kommentare »Enthüllungsbücher über Lebensmittel sind gerade “in” – dieses von Restaurantkritiker Jörg Zipprick ist ein echtes Gourmethäppchen, gewürzt mit einer guten Prise Humor! Mir hat es jedenfalls köstlich gemundet – Fassungslosigkeit und Lachanfälle inbegriffen, Hick! Mhmpf – Verzeihung…
20 Jahre lang hat Restaurantkritiker Jörg Zipprick in die Töpfe der Sterneküche geschaut. Jetzt enthüllt das „Enfant terrible” der europäischen Kochszene in seinem neuen Buch „In Teufels Küche. Ein Restaurantkritiker packt aus”, was sich hinter den Kulissen der Spitzengastronomie so alles abspielt. Und: Der Mann kann schreiben!
Schon die Überschriften der Kapitel lassen garstige Ironie erahnen: Da geht es um “Der Entenwürger von Nantes” – Geschichten aus den Lehr- und Wanderjahren, “Der Topf der verlorenen Seelen” Von Krustentieren, ihren Lieferanten und ihren Köchen oder “Ein Kessel Böses” Wieso Geschmack nur noch Illusion ist. Thema ist auch der weltweite Ausverkauf der gehobenen Gastronomie. Der „Schlächter der Köche”, wie Zipprick auch in Italien genannt wird, führt dem Leser eine kulinarische Elite vor, die beste Zutaten verspricht, aber dennoch drittklassige Ware kauft. Neben interessanten Begegnungen mit berühmten Köchen wie Alain Ducasse, Dieter Müller oder Frédy Girardet, hat der in Paris lebende deutsche Autor aber auch einige wertvolle Tipps zu exquisiten Gourmet-Restaurants der Spitzenklasse und edlen Menüs parat.
Kleine Kost- (Äh)Lese-Probe gefällig? (S.223)
…”Ein Koch namens René Redzepi erzählte, dass er und seine Freunde, allesamt europäische Chefköche, sich dieses Jahr die Aufgabe gestellt hätten, am Thema “Eselschweiss” zu arbeiten. Wie interessant. Eselschweiss? Eselswurst? Das wäre zu einfach. Redzepi erklärte, wie er den Moorhühnern seiner nordischen Heimat halb Verdautes aus dem Kropf pult und sorgsam vergären lässt, damit sich die Duftnote langsam dem Eselschweiss annähert. Ich fragte mich, an wie vielen Eseln der Mann dafür gerochen hatte. Langsam und akribisch schilderte der Koch aus Kopenhagen seine Rezeptidee zur Ausdünstung der Lasttiere”…
Jörg Zipprick, geboren 1965, arbeitet seit 1991 als Journalist und Autor für Medien wie Stern, Feinschmecker, ADAC Reisemagazin oder das Lufthansa Magazin. Sein Buch Südfrankreich – Küche und Kultur wurde mit dem Gourmand Award 2005 als “best French cuisine book in the world” ausgezeichnet. 2009 erschien mit großem Medienecho in Spanien und Frankreich sein Buch Ich will nicht mehr ins Restaurant – wie Molekularköche uns Tapetenkleister servieren. Er lebt bei Paris.