Frauen & Kinder zuerst!: Die gefährlichsten Reisen der Welt
Petra Bohm | Posted 18/07/2011 | Reisen, Sachbuch | Keine Kommentare »“Ja spinnt denn der Typ?” dachte ich, als ich den Klappentext las: Der amerikanische Reisejournalist Carl Hoffman hat auf seiner 5monatigen Weltreise die übelsten Verkehrsmittel wie peruanische Busse, indonesische Fähren und afrikanische Züge genutzt und seine Schilderungen sind so lebendig, dass ich nur noch körperlich in meinem sicheren Liegestuhl anwesend war…beste Reiselektüre jenseits alberner Spaßbücher über Kakerlaken im Hotelzimmer…
Leider täuscht der reisserische Titel etwas und man könnte meinen, eine der zahlreichen gerade so modernen Anekdotensammlungen über Touristendebakel in der Hand zu halten. Dabei handelt es sich bei Carl Hoffman’s Schilderungen um seriösen Reisejournalismus at its best.
Der amerikanische Autor musste feststellen, dass er in zunehmendem Maße die Heimataufenthalte zwischen seinen beruflichen Reisen in alle Welt nur schwer ertragen konnte. So entstand die Idee zu dieser Reise um den Erdball in den gefährlichsten Fortbewegungsmitteln. Dabei geht es ihm nicht um möglichst reißerische Erlebnisse, sondern um einen Gegenentwurf zu unserem Tourismus, den sich weltweit gesehen nur ein geringer Teil der Bevölkerung leisten Kann. Er schreibt über das Reisen dort, wo Fortbewegung kein Vergnügen, sondern notwendiges Übel ist. Er erfährt berührende Schicksale, natürlich gibt es amüsante Missverständnisse, außergewöhnliche Menschen, die er kennenlernt – aber diese Reise ist gleichzeitig auch eine Reise zu seinem “Ich”.
Von seiner Fahrt auf einer Fähre berichtet er Folgendes:
“…Ich stand in einer Reihe mit den anderen Passagieren, rasierte mich und putzte mir die Zähne vor Publikum. Privatsphäre, Sauberkeit, Ruhe und Sicherheit – langsam gewöhnte ich mich daran, ohne das alles auszukommen. Aber ich merkte auch, welch ungeheuren Luxus sie darstellten. In den USA häufte man immer mehr und immer größere Dinge an, je wohlhabender man wurde. Mit dem Geld kaufte man jedoch nicht nur Gegenstände. Nach so vielen Tagen in überfüllten Bussen und Schiffen begriff ich, dass man mit dem Geld vor allem einen Schutzraum und Sicherheit erwarb – vor Wind, Regen und Hitze, vor anderen Menschen, vor Lärm und Umweltverschmutzung. Je tiefer ich in diese andere Welt eintauchte, in der all dieser Luxus fehlte, desto bewusster wurde ich mir dieser schlichten Tatsache…”
Nicht zur Nachahmung empfohlen – aber unbedingt lesen!!!