Sibylle Lewitscharoff: Blumenberg
Hannah Gi | Posted 06/10/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »„Fabelhafte Hommage“, „unerschrockene Prosa“, „eine der stärksten Stilistinnen der deutschen Gegenwartsliteratur“ – wenn es um Sibylle Lewitscharoffs jüngsten Roman, der für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert ist, geht, sind sich fast alle Kritiker, von der Frankfurter Rundschau über die ZEIT bis zum Deutschlandradio Kultur einig: Großartiges Buch…
Lewitscharoff führt mit einem Paukenschlag in die Geschichte ein: Eines Nachts erscheint im Arbeitszimmer des Philosophen Blumenberg ein großer, alter Löwe – „habhaft, fellhaft, gelb.“ Blumenberg ist zu Tode erschrocken, stellt aber schnell fest, dass der Löwe zu seiner Begleitung und nicht eines Angriffs wegen gekommen ist. Im Fortgang folgt er Blumenberg überall hin, für andere Menschen unsichtbar, für ihn stets präsent. Auch in den Vorlesungen ist der Löwe dabei, und der Leser lernt vier Anhänger Blumenbergs kennen, die allerdings nacheinander ein jeweils brutales und unrühmliches Ende finden, während Blumenberg unberührt davon weiter arbeitet und philosophiert – bis ihn am Ende der Löwe doch „in eine andere Welt“ mit sich reißt.
Die WELT meldet im Kulturteil: „So sieht sie also aus, die neue Suhrkamp-Kultur. Sie verbindet, zumindest wenn sie von Sibylle Lewitscharoff verkörpert wird, das Interesse für philosophisch-religiöse Fragestellungen mit der Lust am Fabulieren und mit sprachlichem Witz. Sie sieht nicht den geringsten Grund, sich an den Nicht-Leser ranzuschmeißen, den ja heute jedermann erreichen will, sondern setzt selbstbewusst auf fortgeschrittene Literaturenthusiasten.”
Es ließe sich auch sagen: Man muss sie schon mögen, die Prosa, die hier geboten wird, und nicht jeder wird sie goutieren. Aber einen Blick in den schmalen, schön aufgemachten Band kann man sich ja gönnen – schon, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Eine Leseprobe gibt es hier