One more thing…
Petra Bohm | Posted 03/11/2011 | Biografien, Sachbuch | Keine Kommentare »Selbst Steve-Jobs-Fans, die meinen, alles bisher Veröffentlichte über dessen Leben zu kennen, erfahren in der sehr detailreichen Biographie so viele neue Einzelheiten, dass ein durchaus neues und exaktes Bild von diesem sehr speziellen Menschen entsteht…
Zwischen bösem Jähzorn und unwiderstehlichem Charme, genialer Kompetenz und groben Irrtümern – eben zwischen Genie und Wahnsinn – schwankt Jobs Entwicklung schon von Kindesbeinen an. Ungeschminkt und ehrlich kommen auch all die negativen Züge seiner Persönlichkeit zum Vorschein, das beschönigt Walter Isaacson nicht: das Buch ist kein Gefälligkeitswerk. Dazu beigetragen hat aber auch Jobs selbst, der in den letzten Jahren wohl einiges von seiner früheren Raubeinigkeit abgelegt und dem Autor völlig freie Hand gelassen hat, ganz ohne seinen so berüchtigten Kontrollzwang.
Für Freunde der deutschen Sprache allerdings ist die Qualität der Übersetzung sehr wechselhaft und oft ärgerlich schlecht. Um das Buch so schnell wie möglich nach dem USA-Start vorlegen zu können hat der Verlag gleich sechs Übersetzer von durchaus unterschiedlicher Qualität an die rund 700 Seiten gesetzt. Dem Faszinosum Steve Jobs kann aber auch das keinen Abbruch tun. Stilecht sollte es übrigens natürlich als Ebook auf dem ipad gelesen werden!
Die Biografie stützt sich auf über vierzig Exklusivgespräche, die W. Isaacson über zwei Jahre hinweg mit Jobs führte, sowie auf Interviews mit Angehörigen, Kollegen, Rivalen, Freunden und Gegnern. Die Ursprünge liegen allerdings bereits sieben Jahre zurück, verrät Isaacson: Im Sommer 2004 erhielt der Ex-Time-Reporter, Autor und Leiter des Aspen Institute, einen Anruf von Steve Jobs: er wolle sich gerne persönlich unterhalten. Bei einem langen Spaziergang bat das Apple-Genie, Isaacson, seine Biografie zu verfassen. Der lachte: „Vielleicht in ein paar Jahrzehnten, wenn du in den Ruhestand gehst.“ Was er nicht wusste: Tage später ließ sich Jobs einen Tumor entfernen, der Beginn seines Krebskampfes, den er am 5. Oktober verlor. Isaacson war auch einer der Menschen, die wenige Wochen vor Steve Jobs’ Tod wussten, dass der Apple-Mitgründer so bald sterben würde.
Der Autor Walter Isaacson ist hierzulande weniger bekannt, hat sich aber mit Biografien über Benjamin Franklin, Henry Kissinger und Albert Einstein einen Namen gemacht.