Die Frau im gepunkteten Kleid
Petra Bohm | Posted 18/05/2012 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »Dieses herrlich böse “Roadmovie” der großen englischen Autorin Beryl Bainbridge spielt in den USA kurz vor dem Attentat auf US-Präsidentschaftsanwärter Robert Kennedy 1968…
Die britische Schriftstellerin Beryl Bainbridge (1934-2010) wuchs in der Nähe von Liverpool im Arbeitermilieu auf und begann in den Fünfzigerjahren mit dem Schreiben. Ihre insgesamt 18 Romane wurden vielfach ausgezeichnet; fünf Mal war sie für den Booker-Prize nominiert. 2000 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Sie lebte zuletzt in London, wo sie 2010 verstarb. Leider ist dieser letzte Roman nicht ganz fertiggestellt und so ist “Die Frau im gepunkteten Kleid”, das jetzt postum auch auf Deutsch erschienen ist, fragmentarisch. Doch die Autorin zeigt noch einmal ihr ganzes Können: Scharfsinnig und herrlich böse führt sie eine Nation am Wendepunkt zur Tragödie vor.
Im Sommer ’68 macht sich die Engländerin Rose auf nach Amerika, in ihrem Gepäck ein gepunktetes Kleid und ein Ticket ohne Rückfahrkarte. Gemeinsam mit dem zwielichtigen Harold ist sie auf der Suche nach Dr. Wheeler, einer mysteriösen Gestalt aus ihrer Kindheit. Wie Bonny und Clyde ziehen sie in einem klapperigen Campingbus kreuz und quer durch ein von Rassenunruhen geschütteltes Amerika, rechts und links türmen sich die Leichen – bis sie schließlich im Ambassador Hotel in Los Angeles landen. Dort wartet Dr. Wheeler im Gefolge des Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy. Und dann fällt ein Schuss.
“Beryl Bainbridge, wie die Beatles aus Liverpool stammend, ist in Britanniens schreibender Frauenriege eine exzentrische Sonderklasse: winzig von Gestalt und dämonisch von Witz, unerbittlich recherchierend, mit einer auf Präzision und Andeutungen reduzierten Sprache und einem Blick, der überall das Chaos sieht.” (Der Spiegel )