Fetish on Demand
Neue Drucker für die nächste Buchgeneration
Im Moment seines Verschwindens tritt uns das Buch noch einmal als Objekt entgegen. Gerade weil es sich im Netz verflüchtigt, wird seine Körperlichkeit beschworen, die es zu einem Gegenüber mit ganz eigener Individualität macht. Nicht zufällig haben gerade jetzt die opulenten Bildbände Hochkonjunktur, in denen alte Bibliotheken und Privaträume von Büchersammlern präsentiert werden. Selbst im Netz boomen die Seiten, in denen sich die Buchliebhaber gegenseitig Links und Fotos vom Leben mit Gedrucktem und Gebundenem posten. Auf dem Facebook-Profil “Mit Büchern wohnen” sind derzeit knapp 2.000 User aktiv
Für diese Menschen ist nun eine ganz eigene Maschine entwickelt worden. Mit dem “Printrbot 3 Printer” lassen sich beliebige Objekte ausdrucken. Eingegeben werden Daten, die man durch Scannen des Ausgangsgegenstandes erhält. Die werden über einen Computer an den Drucker übertragen, der sich in Gang setzt, um das Ding Schicht für Schicht zu reproduzieren. Wer will, kann die Daten über das Internet an jeden beliebigen Rechner übertragen. Wenn dort ein “Printrbot 3″ angeschlossen ist, steht dem dreidimensionalen Ausdruck nichts mehr im Weg.
Bisher hat man sich dabei auf das Replizieren von kleinen Figuren oder Maschinenteilen konzentriert. Doch lassen sich mit dem “Printrbot” auch Bücher ausdrucken. Ein Klick reicht, um sich eine Neuerscheinung aus dem Rowohltkatalog als Objekt ausdrucken zu lassen, wie es im nächsten Buchladen steht. Für die Weimarer Ausgabe von Goethes Werken müsste man 143mal auf “Eingabe” drücken, damit man alle Bände beieinander hat. Man kann sie natürlich auch en bloc printen. Die Ausgabe lässt sich dann nur etwas schwieriger bewegen.
Sollte einem das passende Regal dazu fehlen, so lässt sich auch das Stück für Stück herstellen. Theoretisch bekommt man auch einen Lesesessel dazu, wenn es auch mit dem Polster-Print derzeit noch schwierig ist. Ein Flickenteppich ist einfacher herzustellen. Und sollte man keinen 3D-Drucker haben, so gibt es die Möglichkeit, sich mit dem gerade entwickelten “Reprap”-Printer einen fast kompletten “Reprap”-Printer auszudrucken. Denn er ist so gebaut, dass sich alle Teile per Computer so reproduzieren lassen, dass man sie nur noch zusammenstecken muss.
Auf diese Weise könnte man sich mit ein bisschen Aufwand an ein bis zwei Abenden eine Einrichtung nachdrucken lassen, die in einem der opulenten Bildbände zum Wohnen mit Büchern oder auf Facebooks Buchliebhaberseiten gezeigt werden. Dann hat man die geliebten Objekte in originaler Atmosphäre um sich. Man kann sie berühren. Man kann sie an sich drücken. Man kann an ihnen riechen. Man kann sie auch ins Bett oder in die Badewanne mitnehmen. Lesen kann man sie dann allerdings einfacher mit einem Reader für E-Books.
Es ist der Drucker, der den Druck erzeugt. / Es ist der Dichter, der dem Druck sich beugt.
wir werden uns das buch via bioprinting einverleiben, je schwieriger desto besser (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fleisch-aus-biotinte-wenn-das-schnitzel-aus-dem-drucker-kommt-1.1443767)