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Nachrichten aus meinem Heimatland

Es sind solche Nachrichten, die mir mein Heimatland so fremd und oft fast feindlich erscheinen lassen. Ein Mensch, Ehsan Mohammad Shahabzada heißt er, kommt auf seiner Flucht nach Österreich. Er lebt jetzt schon 16 Monate in Innsbruck, lernt Deutsch und hat hier Freundschaften geschlossen, außerdem ist er Tormann des Fußballvereins FC Sans Papiers Innsbruck.

Sein Problem: Das Bundesasylamt glaubt ihm nicht, dass er aus Afghanistan geflohen ist. Er soll abgeschoben werden – nach Afghanistan. Geht es noch zynischer und menschenverachtender? Wir leben hier in einem der reichsten Länder der Welt, das sich Entwicklungshilfe weitgehend spart – Österreich ist europaweit Schlusslicht.

Warum gehen wir so hartherzig mit Menschen um, die vor Not und Gefahr fliehen? Gegen Jörg Haiders "Ausländer raus"-Demagogie gingen in den 90er Jahren Hundertausende in Form des "Lichtermeers" auf die Straße. Heute sind Haiders Forderungen längst geltende Gesetze – beschlossen wurden sie hauptsächlich von SPÖ und ÖVP.

Ehsan ist übrigens vor kurzem zum Christentum konvertiert. Das ist seine persönliche Entscheidung, vielleicht hatte er auch ein wenig gehofft, dass sich dadurch seine Chancen auf Asyl erhöhen. Es braucht keine große Phantasie, um sich vorzustellen, wie die Taliban einen frisch konvertierten Christen empfangen werden.

Vielleicht sollte sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner wieder einmal in die Bibel vertiefen – schließlich gehört sie einer Partei mit christlich-sozialen Wurzeln an. Als Einstieg empfehle ich ihr einen Abschnitt, den auch alle Feiertags-Christinnen kennen: Die Herbergssuche – ein Lehrstück über Egoismus und Hartherzigkeit.


Andreas Wiesinger

10 Comments

  1. …das tut mir im Einzelfall sehr leid. Allerdings ist hier nicht der Staat "the one to blame", sondern die, die die Rechte ausnutzen, mit Füßen treten und nur Blödsinn veranstalten. Ich sag ja immer – diejenigen Menschen werfen ihren eigenen Leuten Steine in den Weg. Gar nicht schön! Schaden ihrem eigenen Ansehen und verspielen die Chancen von den ganz vielen unschuldigen Menschen! Ich kenne genug Menschen aus solchen Ländern und die schämen sich dafür und erkennen die Problematik selbst, in die sie von skrupellosen Mit-Migranten gebracht werden. Im Endeffekt werden alle über den selben Kamm geschoren und ein paar wenige "Unredliche" – die halt öffentlich auffallen – schaffen es, ein ganzes Volk in den Dreck zu ziehen. Sehr schade.

    • Warum wird immer davon ausgegangen, dass alle Unrechtes tun?

      Als Analogie könnte man die ÖBB heranziehen. Überall Überwachungskameras. Wieviele Verbrechen haben die wohl schon verhindert? Bei der Gestaltung der Bahnhöfe steht an oberster Stelle "obdachlosenunfreundlich". Dass sie mit der Düdlklassik, den unbequemen Sitzen, fehlenden beheizten Warteräumen, unsympathischen Wachpersonal auch ihre zahlenden Kunden vergraulen, daran denkt niemand. Und in den Zügen wird man ohne Ticket auch behandelt wie ein Schwerverbrecher. Und niemand kommt auf die Idee einen Fahrkartenautomaten IM Zug zu montieren. Dann könnte man sich ja noch einen Schein kaufen, auch wenn man mal spät dran war und es im Bahnhof nicht mehr geschafft hat.

      Das ist jetzt kein Aufruf, dass möglichst viele das Gesetz brechen sollen. Aber verkraftet eine Gesellschaft nicht eher ein paar schwarze Schafe als dass sie immer ganze Gruppen von Menschen pauschal vorverurteilt?

      Auch im Kommentar vor meinem. Da schreibt wieder mal jemand "Na sind doch selber Schuld. Wenn da auch Kriminelle drunter sind, dann ist das ja verständlich wenn man alle über einen Kamm schert." Wir schieben uns ja auch nicht prophylaktisch selber ab, nur weil es auch kriminelle Österreicher gibt, oder?

    • Aber es geht doch immer um den Einzelfall. Vielmehr sollte man sich fragen, was man da jetzt konkret tun kann. Es geht um einen Menschen, dessen Leben vielleicht oder sogar wahrscheinlich in Gefahr ist. Wird er abgeschoben, was geschieht dann mit ihm?

  2. Grundsätzlich stimme ich dir zu: Das Asylrecht kann wie jedes Recht missbraucht werden. Die Frage ist nur, wer missbraucht es? Sind es Menschen, die aus wirtschaftlich völlig desolaten Verhältnissen in den „Goldenen Westen“ fliehen? Wir alle kennen die jungen, verzweifelten Männer an den Stränden der Adria. Andere ernten unser Biogemüse in Spanien für einen Hungerlohn.
     
    Oder missbrauchen Menschen das Asylrecht, wenn sie die Staatsbürgerschaft verliehen bekommen, ohne sich für Kultur und Sprache der Republik Österreich zu interessieren? Wer in einer publikumswirksamen Spitzensportart erfolgreich ist oder das Glück hat, hierzulande einige Millionen investieren zu können, wird anstandslos eingebürgert. Das ist „part of the game“ ließ uns ein unlängst verscheuchter FPÖ-Politiker wissen.
     
    Außerdem möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich nur um eine reine Vermutung meinerseits handelt, Ehsans Übertritt zum christlichen Glauben sei derart motiviert. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man in solchen Situationen nach jedem Strohhalm greift. Leider handelt es sich auch um keinen „Einzelfall“, sondern eine Gruppe von Asylwerbern.
     Österreich schiebt viele ab, auch schon gut "Integrierte" … dafür knausern wir uns bei der Entwicklungshilfe unter jede humanitäre Schamgrenze. Ein wunderschönes Land, I am from Austria, Geburtsland von Adolf Hitler und sein erstes Opfer – Gott schütze dich vor deinen Söhnen, Vaterland!
    • mensch, eh klar, dass der hitler wieder ausgegraben wird. österreichs geschichte besteht nicht nur aus 8 jahren naziherrschaft.

      aber sobald – durchaus gerechtfertigte – kritik an der massenzuwanderung aus dem islamischen kulturbereich geäußert wird, wird reflexartig die hitlerei aufs tapet gebracht.
      eigentlich grauslich, diese ewiggestrigen reflexe.

  3. Mensch Johnny, wenn du dich so wortreich dagegen wehrst, dass Hitler thematisiert wird, kann ich mir schon vorstellen, wo dein Problem liegt. Übrigens: Ich beziehe mich nur im letzten Satz auf Hitler – du verlierst viel mehr Worte darüber. 

    Fakt ist: Hierzulande werden "Asyl" und "Zuwanderung" bzw. die so genannten "AUSländer" fast immer mit Problemen, Missbrauch und Kriminalität in Zusammenhang gebracht. Dabei geht es nicht darum, eine rosarote Brille aufzusetzen und so zu tun, als gäbe es keinerlei Schwierigkeiten … aber von Politik und Medien wird pauschal fast alles, was mit diesen Themen zu tun hat, negativ dargestellt.

    Für mich wäre es ein interessantes Experiment, wenn alle MigrantInnen und Zugewanderten plötzlich in Streik treten: Dann würde nahezu jede öffentliche Toilette, aber auch die Krankenhäuser und Behörden schnell verdrecken. Allein im Bereich der Pflege würde sofort ein Notstand ausbrechen und die Müllinseln überquellen  … vielleicht würden dann doch ein paar anfangen, liebgewordene Klischees zu überdenken.

    • das thema guter/böser ausländer und wer macht die "drecks"-arbeit (komisch, dabei steigt die jugendarbeitslosigkeit ständig weiter) ist eh nur ideologische nabelschau.

      es geht um sozialverträglichkeit. ab welcher anzahl von zugewanderten in ein dicht besiedeltes urbanes gebiet, egal ob uur-lieb oder nit-ganz -soo-lieb, sind die sozialen spannungen nicht mehr kompensierbar.
      malmö, banlieus, stockholm, london, athen, kalifornien, südafrika…
      vieles kippt immer mehr ins arge, aber zuwanderung ist sakrosankt, muß es scheinbar für immer bleiben.
      die oberen 10000 sahnen ungeniert trotz krise weiter ab und die einwanderung in kaum mehr finanzierbare soziale netze nimmt zu.
      gute nacht, mittelschicht.

  4. Nein, es ist eben keineswegs "nur ideologische nabelschau". Jede/r Bevölkerungsexpert/in wird dir sagen: Europa braucht schon jetzt massiv Zuwanderung – unsere Bevölkerung wird immer älter, aber es fehlt an allen Ecken und Enden an Nachwuchs. Wenn EUropa nicht sehr bald ein Altersheim sein will, müssen wir uns öffnen und Menschen von außerhalb eine faire Chance geben.

    Mir ist schon klar, dass man als naiv verspottet wird, wenn man aus humanitäre und menschrechtlichen Gründen für das Asylrecht und Zuwanderung eintritt. Aber man kann auch aus knallhart ökonomischen Gründen dafür argumentieren. Nur wer will die über 30.000 Toten in Rechnung stellen, die bisher an den EU-Außengrenzen ums Leben kamen? … da bleibe ich doch lieber ein scheinbar naiver Gutmensch.

    • knallharte ökonomische gründe – klar, die der neoliberalen. wenns nach diesen "menschenfreunden" geht, kann es in europa gar nicht genug arbeitskräfte geben – zwecks lohndumping und ich-ag’s.
      schon mal was von der massenjugendarbeitslosigkeit in europa gehört? spanien mit 60% zB.

      welche arbeit gibt es denn noch in europa, die nicht schon outgesorced ist, oft in regionen, wo die zuwanderer herkommen? was sollen diese ganzen leute, meist ohne sprachkenntnisse und nennenswerte ausbildung, hier tun, wenn schon die eigene jugend zunehmend kaum arbeit findet?

      von wegen überalterung: auch zuwanderer werden älter, das löst das problem nicht, zögert es nur hinaus. europa ist nicht kanada oder australien, es ist für einen rohstoffarmen kontinent mit langem  winter einfach heillos überbevölkert.

  5. Die Methode Arbeitslose gegen angeblich "Fremdländische" aufzurechnen, kennen wir ebenfalls aus dunklen Zeiten. Deine Taktik, johnny, besteht darin, alles bis auf ein beliebiges Detail zu ignorieren – und dieses dann zu verdrehen. Wie denkst du über die mehr als 30.000 Toten an EU-Grenzen seit Anfang der 90er? Und welche Vorschläge hast du für eine EU, die ohne Zuwanderung vollends vergreist?

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