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Was tun erfolgreiche Manager bei Ihrer Arbeit nicht?

Juni 15, 2012

In der Zentrale sitzen und in Ruhe Strategien und Maßnahmen planen und einfach umsetzen.

Was tun erfolgreiche Manager bei Ihrer Arbeit?
Die Antwort dazu liefert die Praxis. 29 Führungskräfte wurden bei ihrer Arbeit begleitet und beobachtet. Der Alltag und die Tätigkeiten des Managens werden interpretiert und mit der Lehre des Managements (BWL, MBA) kritisch verglichen.

Henry Mintzberg, (* 2. September 1939 in Kanada) ist ein kanadischer Professor für Betriebswirtschaftslehre und Management. In seinem Buch “Managen” fasst er seine Erkenntnisse zusammen.

Der Manager ist kein systematischer Planer. Stattdessen und das bestätigen meine und vielleicht auch Ihre eigenen Erfahrungen ist es eher so: „Wie Untersuchungen immer wieder ergeben, arbeitet der Manager (a) in einem gnadenlosen Tempo, sind seine Tätigkeiten (b) in der Regel durch Kürze, Vielfalt, Fragmentierung und Diskontinuität gekennzeichnet und geht er (c) streng handlungsorientiert vor.“

Beim Vergleichen mit meinen Erfahrungen mit Managern aus unterschiedlichen Branchen kann ich dem nur zustimmen. Ich kenne keinen, der nur strategisch plant, entscheidet, kontrolliert und so sein “Unternehmen” in Ruhe von der Zentrale aus steuert. Das ist nicht der Alltag des Managers.

„Indem wir das Führungsprinzip hochhalten, halten wir alle anderen Beteiligten unten. Wir erzeugen Scharen von Gefolgsleuten, die zur Leistung angetrieben werden müssen, anstatt auf den natürlichen Drang des Menschen zur Kooperation in Gemeinschaften zu setzen. So gesehen scheint erfolgreiches Management dadurch gekennzeichnet zu sein, dass es ebenso Engagement erzeugt, wie es selbst engagiert ist, dass es andere vernetzt und selbst vernetzt ist, dass es unterstützt und Unterstützung erhält.“

“Managen” wird in 6 verschiedenen und sehr praxisnahen Kapiteln beleuchtet. Dabei geht es um die Charakteristika, die Erscheinungsformen des Managens und die Inhalte wie Führung, Kontrolle, Delegation, Strategie und Kommunikation. Auch die Dilemmata des Managens werden ausführlich beschrieben und nicht aufgelöst. Um zu “managen” braucht es Erfahrungen und Reflexion.

Im Anhang finden sich auf 60 Seiten 8 Protokolle des Tageswerks von Managern. Diese machen das Buch besonders praxisnah. Die beobachteten Manager sind und auch das ist sehr lehrreich aus völlig unterschiedlichen Branchen.

Das Buch bietet für Leser mit weniger Zeit, wichtige Sätze in  „fett“ an. Dazu finden sich Fragen zum Selbstcheck und für die Reflexion. Der Reflexion, dem Schritt zurück wird sehr viel Wert zugemessen. Seine Untersuchungen zeigen, dass erfolgreiche Manger Zeit dafür finden.

Um ein erfolgreicher Manager zu sein, braucht man keine einzigartige Begabung als vielmehr emotionale Gesundheit und einen klaren Verstand. Das „heroische Management“ findet unter normalen Bedingungen überhaupt nicht seinen Zuspruch. Die Auswirkungen auf die Organisation wirken zu nachteilig.

„CEOs“, die als Bedingungen zum Einstieg ein überdurchschnittlich hohes Gehalt sowie vorab eine Abfindung im Falle des Scheiterns fordern, würde er sinngemäß vom Hof jagen. 

Neben diesen plakativen Aussagen ist es überdies ein Buch über systemisches Managen, ohne dass dieser Begriff explizit verwendet wird. Es stellt den Kontext in den Vordergrund des Managens und in den Überlegungen über das Managen. Das zieht sich durch alle Kapitel.

Die Frage: „Was macht einen Manager erfolgreich?“ wird nicht versucht einfach zu beantworten. Im Gegenteil es wird der Komplexität dieser Frage nachgegangen und besonders dieses Kapitel lädt zum Nachdenken ein. Zum Nachdenken weit über Key Performance Indikatoren (KPI) hinaus, wenn Sie sich mit der Auswahl, Bewertung und Entwicklung von Managern beschäftigen. Für manche CEOs und Manager geht es um einfache KPIs, wie z.B. Ob  die Börsenkurse in einem Zeitintervall steigen. Solche Vereinbarungen sind sehr unglücklich und zu Recht weist er darauf hin. Worauf wird der Manager ausschließlich hinarbeiten? Welche Auswirkungen wird es für die Organisation haben?

Wenn z.B. ein neuer Manager startet und nach 3 Monaten wichtige KPIs seines Bereiches steigen, was davon ist sein Beitrag? Was davon liegt an seinem Team? Was liegt am Markt? Was an seinen Vorgängern? Welche anderen Faktoren gibt es, die Bedeutung für die Beurteilung haben, denn der Erfolg sollte nicht nur gemessen sondern beurteilt werden.

Zum Abschluss ein weiteres Ziatat: „Wir haben schon mehr als genug rechnende Manager. Wir brauchen stattdessen solche, die sich im kalkulierten Chaos des Managens – in seiner Kunst und seinem Handwerk – auskennen und um die Bedeutung der Reflexion, der Weltlichkeit, der Kooperation und des Handelns wissen.“

Er spricht viel von dem gesunden Menschenverstand. Ich denke er meint den „reflektierten“ gesunden Menschenverstand. Dem stimme ich zu.
Manager und Management Teams brauchen eher Unterstützung beim “Reflektieren” und dem Umgang mit Druck und Zielkonflikten als mehr Unterricht zum Thema “Führen”. Wie treffe ich auch unter Stress und Druck gute Entscheidungen und bleibe handlungsfähig? Dazu liefert die PSI Forschung nach Julius Kuhl und die Arbeiten von Maja Storch zu Mottozielen (ZRM) gute und praktische Antworten.

Idee und Anregung: 

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine neue Stelle im Management Team intern zu besetzen. Kein Assessment Center, sondern das Team wählt geheim aus, von wem es geführt werden will? Utopisch?

McKinsey & Company hat diese sehr interessante Idee in seiner Organisation für die Position des CEOs verwirklicht. Das Top Management wählt in geheimer Abstimmung ihren CEO. Dieser kann maximal drei Perioden (3 Jahre) in dieser Position bleiben.

Innovation, oder wie kommt sicher nichts Neues in die Organisation?

Mai 31, 2012

Wie lässt sich Innovation in Organisationen überhaupt verhindern?

Ist Innovation überhaupt und grundsätzlich eine gute Sache? Routinen geben Sicherheit und Verlässlichkeit. Innovationen sorgen für Veränderung in der Organisation.

Ein Ei war das Symbol für den Kongress mit dem Titel: „Wie kommt Neues in die Welt?“. Es waren hoch interessante Vorträge und Workshops dabei, die mich zum Nachdenken brachten und auch noch heute beschäftigen. Entsteht so etwas Neues?

Vor dem eingesperrten "Ei". Wie kommt nun Neues in die Welt?

Vor dem eingesperrten “Ei”. Wie kommt nun Neues in die Welt?

Es gibt viele Kreativitätsworkshops am Markt, die Organisationen Innovationen versprechen. Ein Zitat dazu lautete: „Kreativitätsworkshops für Menschen sind genauso sinnvoll wie Schwimmkurse für Fische.“

Wir Menschen sind nämlich von Natur aus kreativ. Wir pendeln zwischen den Polen Gleichgewicht („Homöostase“)  und Entwicklung („Morphogenese“).

Wenn dem so ist, dann ist natürlich die Frage, wie es in Organisationen gelingen kann die Fähigkeit zu Innovationen, zu unterdrücken, oder? 

Sicher gilt, dass Innovationen, bzw. Kreativität ähnlich wie Spontaneität nicht angeordnet werden können: „Sein Sie nun mal konkret innovativ“ – wird als Anweisung alleine keine Innovationen hervorbringen. Es braucht dazu auch einen Möglichkeitsraum und es braucht Zeit. Was nicht dauerhaft in die Kommunikation der Organisation kommt, wird nicht beachtet und hat somit keine Realität.

Zeit und Möglichkeiten  sind in normalen Organisationen eine knappe Ressource und stehen im Interessenkonflikt mit anderen Unternehmenszielen wie z.B. Effizienz und Verfolgung von KPIs.

Dazu kommt das Controlling, welches schnell wissen möchte, wie gut sich eine Idee rechnet, um sie weiter zu verfolgen. Es gibt Untersuchungen, die zeigen auf, dass es 175 Versuche braucht, bis ein Produkt eine „Cash Cow“ wird. Also streichen wir einfach die 174 Fehlversuche und sind dann enorm kosteneffektiv. Allerdings weiß leider niemand, welches Produkt es zu was bringen wird. Nicht alles lässt sich planen. Unsicherheit gehört zum Leben. Das ist leider kein Unterrichtspunkt in der BWL und bei MBA Studiengängen.

Die Lichtseite von Kreativität ist Innovation und Gewinne. Die Schattenseite ist Unsicherheit. 

Ein weiterer Punkt in Organisationen ist die Art und Weise des Umgangs mit Menschen, die Ideen haben. Damit meine ich in erster Linie den Umgang auf Basis der Unternehmens- und Führungskultur. Diese ist in Organisationen teilweise unbewusst und unreflektiert.

Eigentlich sind wir offen für unsere Mitarbeiter. Leider sind die Zahlen schwach und der Fokus liegt auf „Zahlen“ machen. Das Management hat eine “Open door policy” und empfängt natürlich Mitarbeiter. Der kommt nun mit seiner Idee und der Manager hört angestrengt zu. Doch gerade in so einer Zeit wird ihm das Management gar nicht erst wirklich zuhören können. Der Fokus ist ganz woanders und aus seiner Sicht zu Recht. Wir Menschen und auch Manager sind begrenzt in unseren Fähigkeiten. Leider machen wir zu wenig Gebrauch davon uns situativ mitzuteilen, was wir gerade brauchen und was nicht. Wir tun meist so, als ob wir immer alles können (Heroisches Management). So ist die vielleicht gute Idee weg und der Mitarbeiter wird sich beim nächsten Mal zweimal fragen, ob er wieder Lust und Laune hat so was vorzubringen.
In der Kantine und auf dem Gang wird der Mitarbeiter diese Ideen noch mit anderen Mitarbeitern auf seiner Ebene teilen. Was passiert wenn Manager dazu kommen? Sprechen die Mitarbeiter dann über was anderes? Wie reagieren die Manager (Interessiert nachfragen oder Fokus auf die “Realität)?

Oder es gibt großzügig eingerichtete Kommunikationsecken für Mitarbeiter. Doch jeder der da sitzt, zeigt auf einer anderen Ebene: “Er hat Zeit und arbeitet nicht mit Hochdruck an den aktuellen Projekten. Er zeigt so wenig “Commitment”.”

So bilden sich Paradoxien. 

Der anderer wichtiger Punkt ist der Unternehmensfokus: Stehen alle Mitarbeiter wie eine Eins hinter dem aktuellen Produkt, dann ist der Aufmerksamkeitsfokus auf neue mögliche Ideen und auch Wandel sehr eingeschränkt. Worauf ist der Fokus der Organisation ausgerichtet? Daran lässt sich ablesen, worauf er nicht ausgerichtet ist und was demzufolge nicht wahrgenommen wird.

Das kann man auch die „blinden Flecken“ der Organisation nennen. Diese zu sehen und konstruktiv in die Kommunikation zu bringen, gelingt nach meiner Erfahrung gut über ein „Coaching on the Job“, d.h. ein Berater ist in ihren normalen Meetings und Alltag dabei und schaut sich um, was Sie wie machen und was Sie nicht sehen und machen. Darin liegt eine enorme Entwicklungschance. Es gibt, denke ich, keine Kochrezepte für Innovation in Unternehmen, die immer und in jeder Situation passen. 

Ein praktisches Beispiel von Torsten Groth fand ich sehr interessant. Ein Mittelstandsunternehmen ließ zu Werbezwecken „Post-it’s“ mit seinen Produktangeboten auf der Vorderseite für sich drucken. Es gelang ein Fehldruck. Die Rückseite zeigte aus ungeklärten Gründen einen Staubsauger, der mit dem Angebot des Unternehmens gar nichts zu tun hatte. Der Unternehmer nutzte die Werbung trotzdem. Interessanterweise kam es zu vielen Anfragen nach den Staubsauger. Er fand einen Ingenieur und entwickelte mit ihm einen Staubsauger, den er bis heute erfolgreich verkauft.”

Es braucht also auch eine Offenheit um Möglichkeiten zu sehen und dann anzugehen. Das Risiko bleibt.

Eine praktische Idee: Entwickeln Sie ein Unternehmens- oder Bereichsfrühstück mit maximal 8 Teilnehmern und fragen Sie immer wieder nach: Wenn Ihr jetzt „Chefs“  seid, was würdet Ihr angehen? Welche Ideen hättet Ihr für unsere internen Prozesse? Was brauchen unsere Kunden? Was wäre eine total verrückte Idee für uns?

Wie austauschbar sind Sie im Markt?

April 12, 2012

Manfred Spitzer greift in seinem Buch “Selbstbestimmungen – Gehirnforschung und die Frage: Was sollen wir tun?” ein bekanntes Beispiel aus der BWL auf, um zu zeigen, dass der Markt alleine nicht alles zum Besten regelt und es daher Sinn macht “Nachzudenken”.

Immer wieder höre ich, dass der Markt nicht wirklich “gut” sei. Wettbewerber bieten zu günstig an und machen so den Markt kaputt. Der Kunde versteht den angebotenen Mehrwert nicht und kauft dann häufig das “günstigste” Angebot. Umsatz- und Margenprobleme sind die Folgen. Dann kann der Druck auf die Vertriebsorganisation steigen und/oder die Gehälter werden runter geschraubt. Dann kann es zu mehr Burnout in den Organisationen kommen, …

Die Zeit steht nicht still. Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle verändern sich. Leider nehmen wir Menschen das eher in Bereichen wahr, die nicht direkt zu uns gehören (z.B. Amazon – Buchhandel oder Apple – Musikindustrie).

Das Hotellings Gesetz (1929) besagt, dass rational handelnde Produzenten versuchen, ihre Produkte so ähnlich wie möglich im Vergleich zu ihren Wettbewerbern zu gestalten.

Stellen Sie sich zwei Eisbuden am Strand vor, der ca. 2 KM lang ist. Am Standort A und B, der ca. 1 Km auseinander ist, bedienen die Verkäufer in den Eisbuden ihre Kunden. Die Kunden sind gleich auf dem Strand verteilt und die Eisverkäufer bieten ähnliche Produkte zu ähnlichen Preisen an. Nach und nach gehen die Eisverkäufer in die Optimierung ihres Unternehmens. In unserer Wirtschaft stellt sich dabei heraus, dass das Endergebnis wäre, dass beide Eisverkäufer so nah wie möglich im Punkt C zusammenrücken. Nicht alle Kunden aus der Randlage, laufen so weit. Die Eisverkäufer drehen den Preis nach unten, um attraktiv für Ihre Kunden zu sein. Für alle eigentlich im Ergebnis wenig günstig. Verrückt?

Wie einzigartig ist Ihr Angebot?

Wie einzigartig ist Ihr Angebot (Erstellt von Lisa Schlachte)?

Prüfen Sie bitte, wie es in Ihrer Umgebung aussieht: Nach meiner Beobachtung in Nürnberg und Umgebung kann ich Ansammlungen von ähnlichen Unternehmen überall finden.  Zu einem Aldi gesellt sich bald der Penny Markt. Wo früher ein Bäcker war, sind nun neue ähnliche Angebote in direkter Nachbarschaft dazugekommen. Telekom Shops auch vom gleichen Anbieter finden sich in hoher Anzahl im Zentrum auf engsten Raum. Wie kann sich das eigentlich rechnen? Wofür ist das nützlich? Welche Auswirkungen hat es?

Auch in anderen Märkten lässt sich das aus meiner Sicht beobachten. Im Bereich der IT, der Carrier und auch der Dienstleister (Finanzen, Versicherungen) sind nicht zwingend die Standorte gleich. Dafür gleichen sich die Angebote an die Kunden. Mit den Folgen, dass die Kunden oft keine echten Mehrwerte für sich erkennen. Bei austauschbaren Produkten und Dienstleistungen wählt der Kunde den günstigsten Anbieter. Darauf wird ein professioneller Einkauf drängen. Wir nehmen die Ursachen der Veränderung im Kundenverhalten nicht ganzheitlich wahr und durchdenken diese nicht gründlich im Hinblick auf unsere Wertschöpfungskette und die des Kunden. Wir versuchen dann oft “mehr vom selben” zu machen. Wir wünschen uns dann vieleicht auch eher heimlich die “alte” Zeit zurück, in der es im Markt einfacher und lukrativer war. Attraktive Märkte locken neue Anbieter.
Auch große Unternehmensberatungen unterstützen mit dem “Benchmarking” eine Angleichung von Anbietern und Angeboten im Markt.

Kürzlich konnte ich zwei Unternehmen in Fragen des “Standorts”, der Mission und Unternehmensziele unterstützen. Es macht aus meiner Sicht sehr viel Sinn immer wieder inne zu halten und sich zu hinterfragen. In beiden Fällen war die “Auszeit” vom Alltag gewinnbringend. Das geht im Alltag, besonders im Wachstum und allerdings auch bei Marktproblemen unter. Es fehlt Zeit zum konstruktiven Nachdenken im Management Team über die aktuelle Unternehmenssituation. Vorsicht: Das macht aus meiner Sicht nur im neugierigen Dialog Sinn. Sonst laufen Sie Gefahr “alte” Meinungen und Politik zu wiederholen. Ein Berater kann eine  Dialoghaltung gut unterstützen. 

  • Wozu gibt es uns (gestern, heute, morgen)?
  • Wofür bezahlen uns unsere Kunden wirklich (gestern, heute, morgen)? Woher wissen Sie das genau?
  • Was sind unsere Schlüsselaktivitäten um unsere Leistung und Wert anzubieten?
  • Wie steht es um unsere Schlüsselressourcen um unsere Schlüsselaktivitäten zu erbringen?
  • Wie gut steht es um unser Geschäftsmodell (gestern, heute, morgen)?
  • Wie steht es um unsere Einkünfte und Kostenstrukturen?
  • Wie gesund und fit ist unsere Organisation?
  • Welche Veränderungen stehen an, die unseren Markt und Geschäftsmodell betreffen (Technologisch, Demographisch, Gesellschaftlich, Gesetzlich, Kundenbedürfnisse, …)?
  • Wie können wir uns gut differenzieren und passende Kunden entwickeln, die unseren Mehrwert für ihre Wertschöpfung brauchen?
  • SWOT Analyse der gefundenen Antworten und Maßnahmen ableiten

Was meinen Sie?

Hirnforschung an Management – Konstruktive Ideen für Pragmatiker

Februar 24, 2012

Die Ziele für Fach- und Führungskräfte in Unternehmen kommen meist von oben. Der Gestaltungs- und Gesprächsraum, nicht nur über Ziele, wird meist als sehr eng wahrgenommen. Auf der anderen Seite werden Fluktuation, Krankenstand und wenig Engagement beklagt. Dazu kommt sicher auch die aktuelle Diskussion um das Thema Burnout. Markus Väth vertritt die These, dass die Strukturen in den Unternehmen häufig die Ursache davon sind. Sein Buch mit dem Titel: „Feierabend hab ich, wenn ich tot bin: Warum wir im Burnout versinken“ ist sehr lesenswert. Es geht dabei um die erlebte Überforderung in Organisationen und dass sich die Strukturen ändern müssen, um mehr Gesundheit und damit auch mehr Produktivität hervorzubringen.

Hier kommen pragmatische Überlegungen für konstruktive Praktiker um bessere und gesündere Unternehmen zu gestalten:

Auch nach den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung braucht der Mensch, natürlich nicht nur in Organisationen, die Möglichkeit zu gestalten (Stichwort Dopamin) und das Gefühl der Zugehörigkeit (Stichwort Serotonin).

Eine entsprechende Organisations- und Führungskultur kann das liefern. Das lässt sich gemeinsam erarbeiten und muss allerdings immer wieder neu erarbeitet werden. Das ist dann auch ausgezeichnet für den Dopamin- und Serotoninspiegel.

Ein optimaler Dopaminspiegel sorgt für einen aktiven, wachen, verantwortungsbewussten und lernbereiten Geist. Wenn der Mensch gestalten kann, führt dies zu einem selbstverstärkenden Kreislauf, der sich auch positiv auf die Gesundheit auswirkt. Gibt es wenig Raum zum Gestalten, führt das eher zu einem „Dienst nach Vorschrift“ und das Gehirn sucht sich ganz automatisch andere Möglichkeiten zu gestalten.

Ein optimaler Serotoninspiegel sorgt für Ausgeglichenheit und innere Ruhe. Ein Mangel begünstigt Depressionen und steht auch im Zusammenhang mit dem Thema „Burnout“. Das Erlebnis dazu zugehören und sich mit seiner Organisation zu identifizieren ist nach den Forschungsergebnissen ebenfalls gesundheitsfördernd.

Unser Gehirn ist ein Lernorgan und zwar bis ins hohe Alter. Im Alter sollten wir jedoch anders lernen als in jungen Jahren. Lernen sollte da mehr an den bisherigen Erfahrungen anknüpfen. Es konnte in der Hirnforschung aufgezeigt werden, dass junge Menschen schneller lernen, jedoch ältere Menschen die besseren Ergebnisse liefern, wenn es sich um Erfahrungswissen handelt. Nobelpreisträger in Physik sind jung und Friedensnobelpreisträger sind deutlich älter. Das Wissen wie Management, Vertrieb, Projekte, Zusammenarbeit etc. gelingen kann ist Erfahrungswissen. Das spricht sehr dafür in Teams mit jungen und älteren Menschen zu arbeiten.

Ein konstruktiver Dialog in Organisationen fördert sowohl das Thema Zugehörigkeit und Vertrauen. Wenn gleichzeitig dieses Vertrauen genutzt wird, um Fach- und Führungskräfte verantwortungsbewusst Raum zum Gestalten zu geben, dann führt das zu einem schwer zu imitierenden Wettbewerbsvorteil, wie auch die beiden Autoren Margit Osterloh und Antoinette Weibel im Buch „Investition Vertrauen“ eindrucksvoll aufzeigen.

Der Managerbrief, der auf Peter F. Drucker zurückgeht, ist eine sehr effektive Möglichkeit sowohl die Zugehörigkeit als auch die Gestaltung zu adressieren. Die Zugehörigkeit durch einen Dialog auf Augenhöhe. Die Gestaltung durch selbstdefinierte Ziele. Wenn wir unsere Ziele mit jemanden besprechen, der unsere Ideen verstehen will und der diese ergänzen kann, dann kann daraus ein passendes persönliches Ziel für die Organisation werden. Diese mögen wir in der Regel gerne erreichen, denn sie kommen ja auch von uns.

Darüber hinaus, so meine Erfahrung und Prognose, werden sich wertvolle Impulse und Entwicklungschancen auch für die Organisation ergeben. Der Managerbrief beantwortet auf maximal zwei Seiten folgende und wesentliche Fragestellungen:

  • Was sind aus meiner Sicht meine Ziele für das nächste halbe Jahr?
  • Was sind meiner Auffassung nach die Ziele meines Chefs?
  • Was sind Kriterien nach denen meine Leistung bewertet werden kann?
  • Was sind die Dinge, die ich tun muss, um meine Ziele zu erreichen?
  • Welche Unterstützung brauche ich für die erfolgreiche Arbeit an meinen Zielen?
  • Was behindert mich in der Organisation an meiner Arbeit?
  • Was sind meine konkreten Schritte um mein Ziel zu erreichen?

Das Management hat natürlich die Möglichkeit ein „Veto“ einzulegen. Wichtig an dem Brief ist der Dialog über die Ideen und Ansätze. Das bedeutet für beide Seiten eine intensive Vorbereitung. Stimmt das Management dem Brief zu, so ist der Managerbrief die geltende Zielvereinbarung.

Sie mögen vielleicht denken, dass ist viel Aufwand? Was wäre, wenn Sie es ausprobieren täten? Was könnte entstehen? 

Unser Gehirn ist ein “Gebrauchsgegenstand”. Je nach dem, wie es genutzt wird, zeigt es auch seine Gebrauchsspuren.

Investition Vertrauen – Buchrezension – Über gelungene Organisationskulturen

Februar 24, 2012
In Organisationen ist Vertrauen das “Schmiermittel”. Es lassen sich konkret Faktoren nennen, die bestimmen, wie gut es laufen wird oder eben nicht. Dies gilt im Besonderen für Organisationen, die eher mit Wissensarbeitern ihre Wertschöpfung gestalten.Vertrauen kann nur der gewinnen, der auch enttäuscht werden kann. Nur durch den Vertrauenssprung, dem Sprung ins kalte Wasser, kann festgestellt werden, ob Vertrauen gerechtfertig ist. Der Grund, warum man springt, ist die positive Erwartung. Luhmann bezeichnet Vertrauen als riskante Vorleistung.

Welche konkreten Auswirkungen Vertrauen in Organisationen haben kann, wird auch an verschiedenen Unternehmen dargestellt. So werden Southwest und American Airlines im Rahmen ihres Führungs- und Kommunikationsstils sowie an den Resultaten vorgestellt. Beide Unternehmen sind auf dem Papier “Mitarbeiterorientiert”. Die Ausgestaltung unterscheidet sich allerdings in wesentlichen Punkten. American Airlines wird von den Mitarbeitern eher als kontrollierend erlebt. Die Mitarbeiter von Southwest erleben ihre Kultur eher als vertrauensvoll.

Unter gleichen Marktbedingungen werden andere wirtschaftliche Ergebnisse erzielt. Southwest gelang es auch nach den Anschlägen (11.9.2001) als einziger amerikanische Airline schwarze Zahlen zu schreiben. Die Mitarbeiter sehen den Kundennutzen als ihren Fokus und wollen zusammen als Team ihre Mission erfüllen. Die Mitarbeiter setzen sich gerne ein und gehen die “Extra Meile” mit.

Beide Unternehmen kontrollieren natürlich die Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiter und Teams. Bei American Airlines wurde die Kontrolle der Arbeitsergebnisse eher als Misstrauen gewertet und löste damit eher eine “Dienst nach Vorschrift” Mentalität aus. Bei Southwest wurde es als positives Feedback gewertet und führte zu guten Ergebnissen (Wirtschaftlich, Fluktuationsrate sehr niedrig, Kundenzufriedenheit). Die Mitarbeiter werden gecoacht und es gibt häufig Feedback. Die Führungskraft arbeitet operativ mit und hat im Vergleich zu American Airlines weniger Mitarbeiter. Bei American Airlines gibt es Einzelprämien.

Southwest unternimmt große Anstrengungen bei der Personalauswahl. Auch das ist eine Empfehlung für Organisationen, die auf Vertrauen setzen wollen. Selbstbestimmtes Handeln wird bei Southwest Ailines gefördert und gefordert. Ein Zitat aus dem Buch, welches eine gut verständliche Definition der verschiedenen Vertrauensarten ist:

“Wir (Menschen) schenken Vertrauen auf der Basis von drei Grundlagen: (Zum besseren Verständnis stellen Sie sich vor, der Vertrauensnehmer ist der Mitarbeiter und der Vertrauensgeber ist die Führungskraft.)

  • Situationsbasiertes Vertrauen: Vorraussetzung eines Vertrauens für einen extrinsisch motivierten Vertrauensnehmer ist es, dass ihn die Kosten eines Betruges höher zu stehen kommen als ein möglicher Nutzen.
  • Eigenschaftsbasiertes Vertrauen: Wir vertrauen einem Vertrauensnehmer, wenn wir ihn für fähig, integer und wohlwollend halten. Die intrinsische Motivation des Vertrauensnehmers steht im Vordergrund, der Vertrauensgeber kann hingegen durchaus extrinsisch motiviert sein.
  • Identifikationsbasiertes Vertrauen: Wir vertrauen einander, weil wir uns mit den Werten, Zielen und Bedürfnissen des Partners identifizieren und gegenseitige Sympathie empfinden. Vertrauensgeber und –nehmer sind intrinsisch motiviert. Die gegenseitige Beziehung steht im Vordergrund.”

Kontrolle ist darüber hinaus für Schadensbegrenzung wichtig und das Sprungbrett zu echtem Vertrauen. Für die Wirkung der Kontrolle kommt es entscheidend auf die Intention an.
Begünstigt wird die Vertrauensbildung durch Fairness in der Organisation. Je mehr Fairness desto mehr Vertrauen.
Die distributive Fairness wird als eher hoch eingeschätzt, wenn die Mitglieder einer Organisation empfinden, dass Pflichten und auch Leistungen gerecht verteilt sind. Dann führt das zu mehr Vertrauen der Mitarbeiter in “ihr” Unternehmen.

Die prozeduale Fairness in der Organisation betrifft die Fragestellung, wie man zur distributiven Fairness kommt. Ist der Prozess dazu fair? “… die Investition in gerechte Verfahren gehört wohl zu den preiswertesten Methoden zur Verbesserung der Verhaltensweisen, des Zusammenhalts und der Pflichterfüllung in einer Organisation. Dies spricht sehr dafür prozeduale Fairness zu realisieren.” (Lind & Tyler 1988, S.201)

Die interaktive Fairness dreht sich um die Kompetenz der Führungskraft, angemessen zu kommunizieren und fair zu sein. Einem fairen Chef traut man eher zu, dass er kompetent, zuverlässig und ehrlich ist. Es zeigt sich aus Forschungsergebnissen, dass Mitarbeiter sehr wohl den “Gürtel” enger schnallen, wenn ihnen die Gründe offen kommuniziert werden und / oder sie in den Prozess der Lösungsfindung mit einbezogen werden.

Eng verbunden damit ist auch der Führungsstil. Der transaktionale Führungsstil basiert auf dem Austauschprinzip – Belohnung gegen Leistung. Im Sinne der Vertrauensbildung kann dieser Stil nur die distributive Fairness adressieren.
Der transformative Führungsstil hingegen unterstützt die Bildung von Vertrauen direkt und indirekt über die prozeduale Fairness.
In der Praxis werden oft beide Stile genutzt. Die Verteilung auf die beiden Stile variiert.

Die Rolle der Frau als Führungskraft wird in dem Zusammenhang besonders herausgearbeitet. Frauen nutzen eher den transformativen Stiil, gewinnen aber laut Studien nicht immer dadurch das entsprechende Vertrauen. Das liegt an inkongruenten Rollenerwartungen, die es abzubauen gilt.
Zum anderen zeigt sich wieder, dass Menschen, deren Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenzerfahrung sowie Zugehörigkeit befriedigt sind, selbstbestimmt Handeln (intrinsisch motiviert) und Verantwortung übernehmen.

Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Thema Corporate Governance und untersucht auch unter Berücksichtigung der jüngsten Skandale die Vertrauenskultur in Unternehmen und Wirtschaft. Dazu gehört auch das Thema Managementgehälter. Studien zeigen auf, dass Unternehmen, die ihren CEOs ein sehr hohes Gehalt zahlen, daraus keine Performance Steigerungen erwarten können. Eher jedoch einen Vertrauensschwund in der Organisation, da die Fairness stark in Frage gestellt ist.

Im ersten Schritt der Vertrauensbildung geht es um Vorleistungen. Diese führen nur langsam zum Aufbau von Vertrauenskapital. Dieses jedoch wächst nach einer Zeit überproportional. Fehlverhalten schädigt das aufgebaute Vertrauenskapital allerdings nachhaltig. Vertrauen ist nicht kaufbar. Vertrauen kann nur geschenkt werden.
Allerdings gibt es hierbei eine Paradoxie. Das bewusste Streben nach Vertrauenswürdigkeit kann zerstörerisch wirken. Wer vertrauenswürdig ist, der kann mit der Anerkennung durch andere rechnen. Wer aber bewusst danach strebt, der verliert sie.

Ein rundherum gelungenes Buch zum Thema Vertrauen in Organisationen. Die Forschungsergebnisse der noch jungen Vertrauensforschung sind praxisnah und verständlich für den Praktiker in Unternehmen und in der Beratung dargestellt. Dazu kommen pragmatische Handlungsempfehlungen, um sich in den Organisationen diesen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten.

Sehr zu empfehlen für Führungskräfte, Geschäftsführung und Berater, die nach Wegen suchen Wettbewerbsvorteile zu entwickeln.
Die gute Nachricht ist: Die beschriebenen Faktoren können als Praktiken in Organisationen gelernt und umgesetzt werden. Dazu braucht es den Willen.

Organisationskultur, Chancen eines Boxenstops (oder auch “Burnout” Prävention)

November 7, 2011
Menschen, die an Burnout erkranken, fehlt es nach der Fachliteratur u.a. an dem Erleben, die Umwelt erfolgreich zu gestalten und diese Erfolge auch zu feiern. Das ist sicherlich ein komplexes Thema. Ich gehe hier auf einen möglichen Baustein ein.
Bei einem Workshop mit einer Firma, die ich bei ihrer Kulturveränderung hin zu mehr konstruktivem und mehr vernetzten (systemischen) Denken unterstütze, wurde mir von der 1. Führungsebene während der Pause versichert, dass es gewisse Meetings gibt, da müsse man hin. Sie bringen zwar nichts, doch ein Fehlen wäre undenkbar. Daher ist es auch nicht denkbar, über das “nicht hingehen” zu sprechen.
Es wurde darüber hinaus in dem Workshop viele “historische” Prozesse und Strukturen gefunden. Im ersten Ansatz galten diese auch als gegeben und auch wichtig. Über die Jahre kamen immer mehr dazu. ”Hamsterrad” wurde plakativ als Beschreibung mancher Situationen verwandt.
Gleichzeitig gibt es, so die Teilnehmer, viel zu wenig Zeit für wichtige und drängende aktuelle Fragen. Sind das nicht Elemente, die zum “Burnout” führen können?
Aus meiner Sicht ticken viele Organisationen ähnlich. Die Gewohnheiten, die vorhandenen Prozesse und Strukturen werden Zug um Zug ergänzt und dann kaum noch hinterfragt. Zu viel Aktivität und Engagement, so vermute ich, mindert die Chance für “Boxenstops”. 
Ganz selten kommt es zu einer bewussten Auseinandersetzung in der Form, dass aktiv in der Organisation gefragt wird: Auf was können wir verzichten? Was brauchen wir nicht mehr? Was ist heute wesentlich für unseren Erfolg?
Wichtig bei den Fragen ist aus meiner Sicht, die Menschen in der Organisation zu befragen und so die vorhandenen Kompetenzen und Fähigkeiten der Führungskräfte und Fachkräfte zu nutzen.
Das wird oft zu mehr Freiraum und dem Gefühl von mehr Gestaltungsfähigkeit führen. Darüber hinaus kann es einfach leichter sein.
In dem Fall gab es ein Experiment als Hausaufgabe bis zum nächsten Workshop: Den Kalender in die Hand nehmen und die nächsten 14 Tage jeden Tag, direkt beim Tun, exakt erfassen, was genau getan wird und eine Einschätzung abgeben, ob dieses Tun die Erreichung der eigenen Ziele (A, B, C – Massnahmen/Priorität) unterstützt oder ob anderes Tun besser geeignet wäre. Das war eine gute Basis zum Dialog über das schlanker werden.
Was schätzen Sie, kommt bei Ihnen raus? Wäre weniger mehr? Welche Auswirkungen hätte es? 
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