Häfte

Zum Roman, gegen den ich eine berechtigte Aversion hege, drängt es mich aufgrund der ausufernden Stoffe, die ihrerseits miteinander in Verbindung stehen, die mir aber stets auch zeigen, daß sie unmöglich vollständig zusammenzuführen sind, daß es sie zur Erzählung hin drängt. Wenn aber ein Roman nur ein Verbund unterschiedlicher Erzählungen mit einer sich überschneidenden Thematik, sich wiederholender Protagonisten ist, ist der Roman selbst als Kunstform obsolet. Man käme nämlich dann nur einem Publikum entgegen, das nach Romanen schreit, ganz egal, ob es versteht, was ein Roman denn eigentlich ist (und glauben Sie mir, keiner weiß es!).
Ich bin nun also hier, um einige Häfte zu füllen; daß ich mich dabei gerade dieser Schreibweise bediene, hat etwas Extravagantes, tatsächlich aber ist der männliche Artikel keine Willkür, da er in einigen Gegenden dem Heft vorangestellt wird. Die Schreibweise Häft ist leider ebenfalls nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen, auch wenn es mir ähnlich sähe. Sie entstammt dem Vorschlag Johann Christoph Gottscheds.

Ich mag diese Ruhe nicht, das können Sie mir glauben, diesen ins Gesicht gelogenen Frieden, diese guten Sitten, die alles in den Abgrund lenken und seit ehedem die Welt in die Psychose reiten. Ich stehe nicht an, sei’n Sie so gut und lassen Sie mich vor. Was soll ich mir sonst zuhause erzählen, wenn ich zu spät zu mir zurück komme?

Veröffentlicht von

Michael Perkampus

Michael Perkampus war Moderator der Literatursendung Seitenwind für Radio Stadtfilter in Winterthur. Er ist Autor, Übersetzer und Herausgeber des Phantastikon.