Noch bin ich nicht so weit, zu behaupten, Ada (orig. Ada or Ardor – A Family Chronicle) sei der grösste Roman des 20ten Jahrhunderts; auch weiss ich nicht, ob ich auf dieses Buch so erschöpfend eingehen kann wie seinerzeit mit dem großen Aufsatz Rayuela auf den epochalen Roman Cortázars. Jedoch (und das war mir kaum denkbar) ist das Hauptwerk Nabokovs ein Leib und Nierenstück sowohl inhaltlich als auch in seiner unvergleichlichen Sprachvirtuosität. Das Thema aber wird mich weit über den Roman hinaus noch lange beschäftigen, und so werde ich nicht darum herum kommen, mich durch das Gesamtwerk Nabokovs zu lesen – wie es immer dann meine Art ist, wenn ich präzise Aussagen über einen Dichter machen möchte – um mich dann erneut mit Ada auseinandersetzen zu können. Momentan fehlt mir jegliche Zeit für eine ausgiebige literaturtheoretische Huldigung, und freilich ist sie auch gar nicht notwendig. Augenfällig ist, dass ich gerade zu dem Zeitpunkt, als ich mich endgültig vom Roman verabschieden wollte, derart von ihm eingesogen werde, dass die Zeit des Wandels, in der ich mich zweifelsohne befinde, auch einen Wandel meiner Literaturauffassung mit sich bringt. Die ungeheuerliche Befreiung, machen zu können, was immer ich will – und genau aus diesem Grunde auch alles „richtig“ zu machen, lässt mich den Druck von fast zwanzig Jahren vergessen, der auf meinem eigenen Werk lag.
In dieser Zeit nun, da sich mir die neuerliche Frage stellte, ob ich (und auch wie weit ich) eine Möglichkeit darin sehe, wieder auf den Bühnen zu gastieren, diese Aktivität auszuweiten, die Frage, wie ich in Zukunft in die Literatur eingreifen kann und möchte, erfährt nun ihre Antwort in vielen kleinen Details. Ohne Zweifel haben wir die Planung der „Uhrenträger-Tour“ abgebrochen, weil es gerade diese Details sind, die wie eine gewaltige Welle anrauschen werden. Ich kann und will mich nicht mehr mit Kleinigkeiten aufhalten und befinde mich in einer Situation, die wie ein kosmischer Sturm anbrandet. Ich werde nun fünf Monate lang meine Arbeit tun. Und dann werde ich alles sein. So wie ich es sagte, so wie ich es wagte. Bis auf ein einziges Mal habe ich mich in meinem Leben nicht geirrt. Dieses eine Mal könnte zwar das Kernstück eines Traumas werden (und ich habe gerade da aufzupassen, dass sich das Leben nicht in zwei teilt), vorausgesetzt, ich gehe jetzt schon davon aus, dass der Irrtum wirklich auch ein Irrtum war (ist). Auch hier tendiere ich merkwürdigerweise noch nicht zu einem Ergebnis. Ich habe eine Menge Fallbeispiele, die allesamt Geschichten sind. Eine Prognose wage ich nicht zur Vollständigkeit abzugeben. Aber es ist Zeit, sich in den Sturm zu stellen.