Poesie, der pathologische Zustand

In dieses Buch habe ich versucht, alles hinein zu packen, was es gibt. Das ist natürlich so gesagt, aber Sie werden sich ja anhand des von mir Überbrachten sogleich davon überzeugen können. Möglicherweise werden Sie anmerken, dass eben das Alles-Gesagte, und dann noch die Art und Weise des Alles-Gesagten, weniger sei, als wenn man fast nichts sagt, und sich einer nicht weniger erschreckenden Schlichtheit bedient.
Vielleicht erinnern Sie sich an Paul Klee’s Aussage: “Kunst bildet nicht das Sichtbare ab. Kunst macht sichtbar.” Und auch wenn ich nichts Abstraktes in meiner Arbeit entdecke, gefällt mir dieser Ausdruck sehr gut, um ihn auch für das heranzuziehen, was die Poesie kann. Sie ist ein Organ der Wahrnehmung, vielleicht das wichtigste. Und weil sie ein Organ ist, liegt sie nicht außerhalb von uns. Sie ist ganz und gar mit unserem Fleisch verwoben, bedingt unsere Süchte und Triebe. Poesie, das ist ein pathologischer Zustand, dergestalt nämlich, dass es sich dabei um ein stets entzundenes Organ handelt. Die Schwarze Galle wird frei und man erinnert sich an das, was man wahrnahm im Augenblick des ersten, zweiten, dritten Todes (ich zähle diese Tode wie Tabulatoren auf, die die Zeilen nach innen rutschen lassen, um sie vom Textkörper abzuheben).