… und das muß man nicht mehr tun, seitdem es Salatmetzgereien gibt, seitdem sie ausgehackt zernommen, aufgehängt um auszumilchen an den kargen Zimmerhaken hänken, seitdem Blattwurst im Insektendarm geliefert werden kann. Aber war pflücken „hallo ich pflücke dich“ war pflücken Ackerwinde und Adonisröschenen und Fieberklee und Mädesüß, betrat das Wiesen=Eiland das Grasgestrüpp und niemand dieser Wesen floh, sangen mich an, sangen Note um Note mit dem Wind, das Streichorchester, sangen Stimme, sangen Alt und sangen Neu und Baß : stimmt es, daß du pflückest damit wir deiner Liebsten Hand befüllen, Vasenfinger um uns Blicken dir ins Auge, nasse Augen, nasser Stiel ? Pflaume von Damas (Dammassine) aus der Jura=Kette, kugelig bis länglich, pflückest wie der Graf Anjou. Und in den Gewittern stehen Reiher Reihen aber auch grüne Tangos, welche Farbe gibt es nicht gäbe es nicht immerwiederkehrende Träufel von Kelchglocken stürmt die Nacht, von Pollen nebelt nabelt es von Wasser der Brau=Gast Braut, der Blätter Zunft, der rumorende Pflücker traumächtiger Blüten weiße Sorbets mit Zucker und Honig und Mändelchen. Den Lilien folgt wer sie versteht. Vaina Kardamom : wenn sie ihre Beine spreizt beginnt der Schmetterling den Butterflug und wenn sie steht liegt er still an ihren Lippen. Michelia Champaca : gelbe Schwere, blütig=süß, in Sandelholz und Mandarine taucht sie auch die Veilchen durch den Rosenduft weißer Pfirsich, ihre Haut ist Mandelaprikose, ihre Augen schwarzer Szechuan und alles pfeift schon oft verkohlt und wiederholt verbrannt in Teufels Namen, der doch auch dort tanzt wo feine Füßchen um den Tischen herumwischen, staubleuchtend bastelnd zeh=geln. Die Uhren sind völlig nutzlos, sie ticken stets die gleiche Melodie tack=tieren tick=tieren wie unruhig dahin.
Standort : Baden, Schweiz 2006, Flueholz, eine Lichtung dort, die Geräusche der Fortuna.
>ich hatte spontan die reaktion, die standortbezeichnung lieber am ende zu sehen, so wie autoren häufig vorworte oder nachworte zu ihren texten signieren: mit datum und ortsangabe.
wenn du das an den anfang stellst, fühle ich mich als leser so, als gäbest du vor, von welchem ort aus ich als leser in den text einsteigen soll. dabei macht gerade die freie wahl des standorts des lesers den reiz dieser texte aus: ich kann nämlich von einer beliebigen seite an diesen text herantreten und mich dann an die stelle führen lassen, an der du den leser haben willst. mein standpunkt ist zu beginn immer auch der standpunkt des textes, bzw. der lektüre. am ende ist es anders: da hat der text mich auf seine seite gezogen. etwa so.
>es ist wahrscheinlich die bessere idee, betrachtet man dein argument näher. eine vorgabe wollte ich damit nicht anvisieren, eher erfüllt das kästchen die version einer (möglichen zweiten) überschrift ider eines datums am anfang, einen wochentag.
ich würde allerdings einwenden, daß es – am ende angebracht – aussehen könnte, als hätte ich dieses stück an diesem ort geschrieben.
>statt ider also oder
>"daß es – am ende angebracht – aussehen könnte, als hätte ich dieses stück an diesem ort geschrieben."
das wäre in etwa so, als wenn der leser alles glauben würde. (muss er ja, während der lektüre, aber widerspricht das dem text?)
>in wirklichkeit bin ich in dieser form auch nicht ganz zufrieden. da kommt mir dieser vorschlag in der tat recht. vor allem auch, weil leolina dir ebenfalls recht gibt. ich brauche dann auch den unästhetischen kasten nicht reinzupfriemeln.
und : doch doch : der leser glaubt alles, sonst hat er verspielt.