Der Surrealismus meiner Mutter

Foto: Leolina Tulpenschläger

Michael Perkampus & Leolina Tulpenschläger : GrammaTau (100 Gedichte & 50 Fotographien)

Ernst studierte sie ihr strenges Wort ein,
       erst sehr viel später vergaß sie es wieder.

Ein Lächeln auf der Leine wurde
       zum Bügeln hereingeholt,
       das andere Paar fehlte.

Die Waschmaschine, sonst eine fleißige
       Sockenfresserin,
       besaß ein Gelust nach Schinken.

War es nicht Glück, den Metzger
       bereits im Haus zu wissen?

Hastig grub sie ihn aus,
       eine Bodendiele klemmte,
       aber dann –

fehlte nur noch eine gehörige Portion Butter.
Weil ich nicht geweckt werden wollte, kam
       die Schule zu uns nach Hause,

das geschah zweimal an Freitagen,
       dreimal an Dienstagen.

Weil also 2 + 3
7 ergibt
steigen auch die Temperaturen wieder an.

Bleib doch zum Spielen,
deine roten Wangen sind so rot
und deine blaue Tasche ist so blau.

Meine Mutter sagte: geh!
Und sie ging, sah aber die kommenden Nächte
       zum Fenster herein.

                               Sie begann, Diamanten zu weinen,
                                              einen
                                         so groß wie das Ritz.

Sage es bitte niemandem!
              Und ich sagte es Nieman Dem,
                         der über uns wohnte, zwei
              Hundehalsbänder besaß, aber keinen Hund.

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