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Juan Hugo Martinez : Form and Void |
Thomas Ligotti ist gegenwärtig wohl der genialste Dichter des philosophischen Horrors. Beeinflusst von Meistern wie Bruno Schulz, H.P. Lovecraft oder Thomas Bernhard, hat er deren Klasse geerbt.
Diese im Augenblick alleinstehende Genialität hat wohl auch Nic Pizzolatto für sich entdeckt, weshalb gerade ein Plagiats-Vorwurf im Raum steht, ausgelöst von Mike Davis (Herausgeber von “The Lovecraft eZine“), der sich kurzerhand mit dem Betreiber der Seite “Thomas Ligotti Online” John Padgett zusammenschloss, um über diesen markanten Fall zu berichten.
Nic Pizolatto ist der Macher der Knallerserie “True Detective” von HBO, die wohl jeden Fan der “weird fiction” in seinen Bann geschlagen haben dürfte.
Padgett räumt ein, daß er hier nicht Thomas Ligotti selbst repräsentiert, obwohl er ihn als Freund bezeichnet. Ihm ging es, wie vielen anderen Ligotti-Lesern, denen auffiel, daß hier etwas nicht stimmen kann, denn die meisten philosophischen Phrasen, die Rust Cohle, die Hauptfigur in True Detective, aus dem Mund sprudeln, stammen, manchmal etwas umgebaut, meistens aber eins zu eins übernommen, aus Ligottis Werk, ohne daß dieser davon unterrichtet wurde oder auch sonst nur mit einer Silbe Erwähnung fand.
Die Zitate sind vornehmlich Ligottis “The Conspiracy Against The Human Race” entnommen. Bekannt ist, daß der rote Faden dieser ersten Staffel aus Robert W. Chambers “The King In Yellow” (dt. “Der gelbe König”) stammt, dem Ligotti in The Conspracy seine Referenz erweist. Dieser rote Faden unterscheidet “True Detective” erheblich von der typischen Machart der Mainstream-Serien. Mit anderen Worten: der Pessimismus und Nihilismus von Rust Cohle, der hier Ligotti artikuliert, ist das Markenzeichen der Serie. Nimmt man Rust Cohles Ligotti-Weltsicht und die Referenzen an die “weird fiction” heraus, bleibt nichts von dem übrig, was die Serie so besonders macht.