>Von der kleinen alchimie

>Es sind die gesteckten Grenzen, die mich interessieren. Mit der Sprache sind wir noch nicht am Ende. Die Literatur kann uns alles über Wahrnehmung sagen, über Beobachtung. Weder interessiert mich die Unterdrückung anderer, noch die Unterdrückung des eigenen selbst. Puritanische Werte wie Konkurrenzdenken, Ordnung und Selbstkontrolle laufen der Natur des Menschen völlig zu wider, sind pathologisch.

Wir erkaufen unsere heutige Auffassung von der Wirklichkeit zu einem astronomischen Preis. Vor Jahrzehnten mag das noch als prophetisch gegolten haben, jetzt aber erleben und leben wir die Katastrophe, die ja auch in dem, was Sprache ist und soll, was schlussendlich die Literatur angeht, kein Halten kennt. Andere Künste mögen sich da besser befreit haben, mutiger gewesen sein (und das trotz aller literarischen Errungenschaften und Experimente). Es liegt nahe: ein Gemälde wird nicht von Justiz, Industrie und Politik missbraucht, um in Konkurrenz mit dem Künstler zu treten. Sicher werden Bilder anders und auch vergewaltigt, aber das Gemälde, die Plastik, die Musik usw. werden nicht in sämtliche menschlichen niederungen gezerrt, mit ihnen wird die bourgeoisie keinen kampf um weltbilder fechten. Die literatur aber ist nicht so frei. Dafür aber fürchtet man sie mehr, sie kann wesentlich verstörender in uns wüten. Die sprache nämlich ist die ursubstanz innerer bilder. Sogesehen ist jedes bildnis nur ein platonisches. Ich habe absichtlich nicht den film erwähnt, denn für mich ist er eine kunstform, die sich in seinen gelungensten fällen der sprache der literatur bedient. Trotzdem musste der nährboden für den erfolg dieser kunstform erst erschaffen werden, er geht hand in hand mit der zerstörung unserer persönlichen imagination – mit der zerstörung der sprache als poesie.

Im privaten bereich überlebte das partizipierendes bewusstsein (oder nennen wir es die alchimistische dialektik) in träumen und in der psychose. Öffentlich hat es nur eine domäne: die surrealistische kunst. Über 99% der menschheitsgeschichte waren verzaubert, und der mensch sah sich selbst als einen dazugehörigen teil. Die völlige umkehrung dieser vorstellung in nur etwa 400 jahren hat die kontinuität der menschlichen erfahrung und die integrität der menschlichen psyche zerstört. Sie hat ebenfalls beinahe den planeten vernichtet. Es hat seinen grund, warum gerade der surrealismus zum erfolgreichsten “kunstkonzept” avancierte.

Über das geheimnis kann man nicht sprechen,

sagte rené magritte,

man muss von ihm ergriffen werden.

Ein Gedanke zu „>Von der kleinen alchimie“

  1. >[...] warum er dort hin/ein/ging. Warum geht denn einer weg? Weil wieder 7 Jahre um sind, weil er seinem Traum oder/und einem Freunde/einer Idee folgt, weil er einen Schatz/weil er ein Geheimnis bewahren [...]

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